20 Jahre nach Gründung des Projekts durch unseren Gesprächspartner Tobias Sammet (Songwriter, Komponist) wird am 28. Februar das zehnte Avantasia-Album „Here Be Drogons“ (Napalm Records) erscheinen. Um die epischen Kompositionen zum Leben zu erwecken, versammelte Mastermind Tobias Sammet einmal mehr zahlreiche prominente GastmusikerInnen um sich. Im Anschluss an die V.Ö. geht die Band auf eine ausgedehnte Europa-Tournee, die Avantasia auch nach Luxemburg führen wird.
Mit welchen musikalischen Einflüssen bist du aufgewachsen, welche Künstler, Künstlerinnen und Bands haben dich inspiriert selber Musik zu machen?
Es klingt verrückt, aber mit vier Jahren fing es mit AC/DC an, später kamen KISS hinzu. Musik für Kinder oder Radiomusik hat mich hingegen nie interessiert. Ich hatte meine eigene musikalische Welt, die sich durch Metal erweitert hat. Ozzy Osbourne, Iron Maiden, Def Leppard, die Klassiker halt. Und mit 10, 11 Jahren war mir klar, ich will Musiker werden.
So hast du bereits mit 14 Jahren als Schüler die Power Metal-Band Edguy gegründet, deren Sänger du bis heute bist. Trotz einer umfangreichen Diskografie und erfolgreichen Tourneen im In- und Ausland erschien 2017 mit „Monuments“ ein vorerst letztes Album. 2020 hast du dann eine Bandpause verkündet. Sind Edguy Geschichte oder geht es weiter?
Wir haben uns offiziell nicht aufgelöst und ich habe die Hoffnung, dass wir irgendwann wieder etwas zusammen machen. Avantasia spielt dabei keine Rolle. Die Luft war einfach raus. Aber wir sind in Kontakt und für mich ist Edguy noch nicht Geschichte.
Du bist ja zudem bereits seit dem Jahr 2000 als Sänger, Komponist und Produzent der Kopf des All-Star-Projekts Avantasia. Stilistisch bewegt sich die Musik hier zwischen Power Metal, Symphonic Metal und Progressive Metal. Was gibt es über die Entstehung von Avantasia zu berichten?
Auf einer Edguy-Tour 1999 in Frankreich wurde mir klar, dass ich über den musikalischen Tellerrand blicken wollte. Und ich habe diese Idee dann auch direkt umgesetzt und mit den Planungen für ein Konzeptalbum begonnen. Kurz gesagt, bis ich mich mit den Edguy-Musikern auf die richtige Tonart geeinigt hatte, habe ich mit Avantasia schon drei Songs aufgenommen.
Zu Avantasia gesellten sich über die Jahre namhafte nationale und internationale Gäste unter anderem Klaus Meine (Scorpions), Michael Kiske (Helloween), Alice Cooper aber auch Eric Singer, der ehemalige KISS-Schlagzeuger. Wie leicht oder schwer war es solche Künstler für eine Zusammenarbeit mit euch zu begeistern?
Ich konnte die Plattenfirma von meiner Idee überzeugen und bekam dementsprechend ein Budget, mit dem ich die Gäste bereits ab „The Metal Opera“ (2001) fair bezahlen konnte. Und viele der Künstler kannte ich bereits persönlich, was die Kontaktaufnahme und die Bereitschaft zum Mitwirken vereinfachte. Aber es gab auch Absagen, mit Bruce Dickinson (Iron Maisen) hat es wegen seiner Exklusivität nicht geklappt. Glenn Hughes (Deep Purple/Black Sabbath) sagte früher zu mir er sei nicht dabei, weil er das vorgeschlagene Material nicht gut fände. Dann trafen wir uns letztes Jahr in Spanien und er sagte, ich würde auch gerne einmal bei Avantasia mitmachen, Du musst mich nur einladen. Da hatte er wohl glatt die frühere Anfrage vergessen.
Seit dem Debüt blickst du mit Avantasia auf eine umfangreiche Alben-Diskografie zurück, die seit 2013 jeweils Top 3-Chartplzierungen in Deutschland erreichten. Gibt es das ein oder andere Album, dass hier für dich besonders herausragt?
Eigentlich bin ich auf alle Alben stolz und ich höre mir die alten Sachen gerne bei einem Glas Rotwein an. Wegweisend war aber sicher „The Scarecrow“ (2008) wo aus Avantasia mehr eine Band als ein All Star Projekt wurde, mit Felix Bohnke (Schlagzeug), Sascha Paeth (Gitarre), Michael ´Miro´ Rodenberg (Keyboards) und mir. Und mit den Gästen, viele davon immer oder mehrfach dabei, sind wir eine große Familie.
Über welchen Zeitraum hinweg ist das neue Album entstanden?
Ich bin immer kreativ, aber 2023 und 2024 wurden die Ideen zu Songs. Nur „Phantasmagoria“ stammt musikalisch schon aus dem Jahr 2012 und wuchs vor sich hin. Ähnlich ist es mit „Creepshow“ und seinen Ursprüngen.
Zwischen „Creepshow“ und „Everybody´s Here Until The End” habt ihr 10 Titel aufgenommen. Hast Du einen absoluten Lieblingstitel auf dem neuen Album?
Das fällt mir generell schwer, es kommt immer auf meine aktuelle Stimmung an. Sie sind alle sehr unterschiedlich, aber sprechen mich alle an, da sie für viele meiner Facetten stehen.
Welche Bedeutung kommt die Zusammenarbeit mit Sascha Paeth (Produktion, Recording) und Michael Rodenberg (Mastering) zu?
Sacha ist in vielerlei Hinsicht wichtig, einer meiner besten Freunde, mit dem ich eigentlich fast täglich telefoniere. Sein Einfluss zählt für mich, auch wenn ich letztendlich die Entscheidungen treffe. Ein großartiger Lehrmeister, dem ich viel zu verdanken habe. Und ähnlich gilt es auch für Miro und die vielen Gäste. Wie Kenny Leckremo (H.E.A.T) auf „Against The Wind“. Und besonders für Bob Catley, der Magnum nach dem tragischen Tod von Gitarrist Tony Clarklin offiziell auflöste und doch für Avantasia mit „Bring On The Night“, einer Magnum-Hommage, zur Verfügung stand. Das sind die Momente für die man Musik macht.
Zu den Jubiläumsfeierlichkeiten gehört eine ausgedehnte Arena-Headliner-Tournee durch Europa von Mitte März bis Ende April. Wie sieht die Bühnenproduktion dafür aus?
Wir werden eine atemberaubende Märchenwelt erschaffen und haben dafür massiv aufgerüstet um die Stimmung der einzelnen Songs für knapp 3h entsprechend zu unterstreichen und zu verstärken.
Trotz aller weltweiten Erfolge mit über drei Millionen Tonträgern erscheinst Du sehr bodenständig. Du lebst mit Deiner Familie immer noch in der Nähe von Fulda. Unterstützt Du zum Beispiel Projekte oder Organisationen, die sich für sozial Schwache einsetzen?
Ja, aber wenn ich spende, rede ich nicht darüber.
Am 23. Februar 2025 kommt es zu vorgezogenen Bundestagswahlen. Was erwartest du dir von dieser Wahl?
Miteinander und Frieden statt Polemik und Spaltung. Angst ist kein guter Ratgeber vor und nach der Wahl.
Text: Frank Keil
Bilder: Kevin Nixon
Rockhal, Esch-sur-Alzette, Luxemburg
Dienstag, 18. März 2025 // 19.30
www.avantasia.com