Kannst Du bitte drei Künstler, Künstlerinnen oder Bands nennen, die Dich als Jugendliche in Hagen maßgeblich inspiriert haben um nach dem Abitur professionelle Musikerin zu werden.
Laurie Anderson, die Einstürzenden Neubauten und Kate Bush.
Du bist 1994 über die Zwischenstation Hamburg nach Berlin gekommen und lebst bis heute dort. Ist Berlin für Dich nach wie vor ein maßgeblicher Schmelztiegel der Kulturen der Dich als Künstlerin beeinflusst?
Meine Musik ist ortsungebunden, aber ich finde Berlin nach wie vor passend für mich. Ich wohne aber auch stressfrei und ich bin oft genug außerhalb von Berlin um mich danach wieder auf die Stadt zu freuen.
Deine Tätigkeiten in Berlin entsprechen dem eines Multitalents. Musikerin, Sängerin, Komponistin, solo und in Bands. Hinzu kommt Chorarbeit und Theaterproduktion. Gibt es da eine Art Wertigkeit bezüglich der Tätigkeiten und welche Meilensteine bleiben Dir aus den letzten 20 Jahren in Erinnerung?
Meine eigenen Sachen sind für mich persönlich wichtig, ansonsten ist alles eher fließend. Den Chor der Kulturen der Welt gibt es seit 2021 nicht mehr, dafür bin ich wieder mehr am Theater aktiv, was auch meiner Musik zugutekommt. Meilensteine sind das Debüt „Vermona ET 6-1“ (1998), „Fjorden“ (2000), „Nichts Muss“ (2003) „The Grass Is Always Greener“ (2006) sowie die Theaterproduktionen „Chinchilla Arschloch, was was/Rimini Protokoll“ (2019) und „All right. Good night./Rimini Protokoll“ (2021). Und der Chor.
Ende Januar erscheint Dein neues Doppel-Album „In anderem Licht“. Wo ordnest Du das Album in Deiner bisherigen, sehr umfangreichen Diskografie ein, nachdem Du Dir seit „Unschuld und Verwüstung“ fünf Jahre Zeit gelassen hast?
Organisch, dynamisch, mit tollem Flow und mit tollen MusikerInnen aufgenommen. Das habe ich wahnsinnig genossen.
Das Album wurde unter der Regie von Guy Sternberg in den legendären Berliner Hansastudios eingespielt, in dem u.a. David Bowie, Iggy Pop, Depeche Mode und U2 aufnahmen. Spürt man noch etwas von diesen magischen Zeiten?
Die Historie ist für mich eher bedeutungslos, beim Aufnehmen bin ich auch eher ortsungebunden. Aber der Flügel, das restliche Equipment und die Leute vor Ort waren toll.
Zwischen „Die Wand“ und „Zeittunnel“ präsentierst Du insgesamt 11 neue Titel. Sind diese auf eine gewisse Art und Weise stilistisch und inhaltlich miteinander verbunden, gibt es so eine Art ´Roten Faden´ der das Album zusammenhält?
Ich glaube schon, es ist die Konfrontation mit Krisen wie der Pandemie, Kriegen, Naturkatastrophen, und der Spaltung der Gesellschaft.
Wie würdest Du das Album stilistisch einordnen? Welche Bedeutung kommt den Texten zu. Reine Unterhaltung, eine Art Infotainment oder kritische Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik?
Es ist eine Art poetische Auseinandersetzung. Meine Texte sind ja eher wie Gedichte mit Bedeutung zwischen den Zeilen. Zum Entdecken für alle HörerInnen. Bei der Vinylversion, einer Dopple-LP, sind auch die Texte beigelegt.
Welche Rolle spielen die fünf beteiligten Musiker/Musikerinnen? Ist das Ensemble auch Teil der kommenden Live-Shows ab Februar?
In Berlin, München, Wien und Leipzig werden sie dabei sein, das ist mir wichtig. Da freue ich mich sehr darauf, auch wenn es deutlich kostspieliger ist, als wenn ich solo oder im Duo mit dem Schlagzeuger auftrete. Neben den neuen Stücken wir es dann auch den ein oder anderen älteren Titel, u.a. „Brainfuck“, zu hören geben.
Hast Du den ein oder anderen Lieblingstitel und wenn ja, warum?
Der Titelsong, „Schwarmintelligenz“, „Dein Name“, „Nevertheless the music“ und „Zeittunnel“. Die spiele ich auch aktuell immer zuhause, wenn ich übe.
Seit 2018 ist Staatsakt aus Berlin Dein Label. Eine zufriedenstellende Zusammenarbeit die Zukunft hat?
Absolut, der Kontakt kam sogar durch meine ehemalige Labelchefin Gudrun Gut (Monika Enterprise) zustande.
Welche Bedeutung kommt der Session/Outtake/Filmteaser von „In anderem Licht“ auf YouTube zu, nachdem es Formate wie MTV & VIVA nicht mehr gibt?
Eine schöne, arbeitsreiche Spielwiese, die immer eine andere, bleibende Ebene eröffnet.
Ein Dokumentarfilm der Berliner Filmemacherin Sabine Herpich, die Dich über die letzten Jahre begleitet hat, und der die Entstehungsgeschichte des neuen Albums nachzeichnet, kommt 2024 ins Kino. Einen Vorgeschmack liefert das Video zu „In anderem Licht“. Wird es zu der Filmpräsentation auch Live-Musik in den Kinos geben.
Das würde ich sehr gerne machen und Sabine, die mit beim Interview sitzt, nickt zustimmend.
Neben der Künstlerin gibt es auch die private Barbara Morgenstern. Wie schaltest Du jenseits von der Musik ab, welche Hobbies nehmen Platz in Deinem Leben ein?
Pilates. Und ich bin eine leidenschaftliche Leserin.
Vielen Dank an Barbara Morgenstern!
Text: Frank Keil
Bilder: MvKummerbarbaramorgenstern.de