Ist diese Art von Beständigkeit vielleicht der wichtigste Grund für die erreichten Erfolge von Betontod?
Frank Vohwinkel: Wir haben es geschafft, den Stress innerhalb der Band zu minimieren und uns in erster Linie voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren. Das hat geholfen dahin zu kommen, wo wir jetzt sind.
Der Stilmix aus Punk, Rock und Metal wurde im Laufe der 33 Jahre Bandgeschichte immer weiter perfektioniert und auf mehr als 15 Alben (Studio, Kompilation und Live) veröffentlicht. Mit welchen Einflüssen und Inspirationen hat es denn angefangen?
Anfänglich hat uns vor allem deutscher Punk der späten 1970er Jahre/frühen 1980er Jahre inspiriert. Größere Aufmerksamkeit konnten wir ab dem Album "Schwarzes Blut" (2006) erlangen, danach wurden die Tourneen länger und die Festival-Auftritte größer.
2010 gründete die Band ihr eigenes Label „Better Than Hell“, auf dem später auch andere Bands veröffentlichten. Mit „Entschuldigung für nichts“, produziert von Vincent Sorg, gelang 2012 erstmalig eine Top 10-Platzierung. Und selbst die Pandemie konnte euch nicht stoppen, oder?
Nein, denn 2021 erschien das bis heute relevante Album "Pace Per Sempre" mit zahlreichen Statements gegenüber Staat und Gesellschaft.
Mit „Zeig Dich!“, dem dreizehnten Album geht ihr als kritische Chronisten jetzt noch einen Schritt weiter, weltoffen und vielschichtig. Vorab wurde schon eine Single-Hymne an St. Pauli veröffentlicht: „Nie mehr St. Pauli ohne Dich“. Außerdem: „Zurück in Schwarz“ und aktuell „Neonlicht“ (eine Reminiszenz an die NDW) inklusive der dazugehörigen Videos. Wie lange habt ihr für die neuen Titel gebraucht?
Wir haben schon 2018 angefangen am Album zu arbeiten, 2019 mit "Das Kapital" sogar die erste Single veröffentlicht. Dann kam Covid-19 und wir haben mit "Pace Per Sempre" und den "B-Seiten" zwei "Zwischenalben" mit neuem und älterem Material herausgebracht. Um danach die Arbeit an "Zeig Dich!" unter der Regie von Produzent Frank Zimmermann fortzusetzen.
Seid ihr dabei im Studio einem bestimmten Motto gefolgt?
Wir haben weniger kopflastig und detailversessen gearbeitet, eher so wie früher. Schreiben, rein ins Studio, raus aus dem Studio, fertig.
Trotzdem ist das Album mit seinen insgesamt 12 Stücken zwischen „Brandstifter“ und „Mehr als Legende“ kein Schnellschuss geworden.
Auf keinen Fall. "Zurück in Schwarz" ist sozusagen die Schnittstelle zwischen früher und heute, eine Referenz an "Schwarzes Blut". Textlich ist das Niveau durchweg hoch, das Beste aus 33 Jahren Betontod könnte man sagen.
Gibt es ein zentrales Thema für das Album, dem ihr bei den Aufnahmen gefolgt seid?
Nein, eine Art roten Faden, der das Album zusammenhält, gibt es nicht.
Ihr habe stilistisch auch ein wenig Grenzen ausgelotet, es kommen sogar Bläser zum Einsatz.
Ja, auch wenn die Bläser, die wir bei "Nie mehr St. Pauli ohne Dich" einsetzen nur vom Band kommen, passen sie doch perfekt zu diesem Song.
Die Band zeigt lange schon klare Haltung und ist in vielerlei Bereichen engagiert. Woher kommt dieses Verhalten?
Mittlerweile haben alle Bandmitglieder Kinder, eine Motivation mehr sich weiterhin in Sachen Rassismus, Klima, Politik und Diversität zu engagieren. Wir können das sogar sehr gut, denn wir stehen seit über 30 Jahren an dieser Frontlinie.
Und wuchtig wird es sicher auch auf Tournee. „Ruhrpott Rodeo On The Road“ ist vorbei, auf dem eigenen Festival im August geht es weiter. Wie lange?
Bis in den Oktober hinein sind wir mit Shows
der "Zeig Dich!"-Tour unterwegs.
Vielen Dank an Frank Vohwinkel!
Text: Frank Keil
Bilder: Boris Breuer