Bob Dylan


Bob Dylan

Bob Dylan – On The Road 2024

Bob Dylan, geboren am 24. Mai 1941 als Robert Allen Zimmerman in Duluth, Minnesota ist Singer/ Songwriter, Performer, Gitarrist, Pianist, Mundharmonikaspieler und Autor. Er ist die Unvereinbarkeit in Person, Erneuerer und Konservator, Irritant, Skeptiker und Revolutionär, Pilger, Missionar, Visionär und Selbstbekehrter. Er ist Entzieher von Erwartungen und Wächter des eigenen Ich, Wegbereiter und Außenseiter zugleich. Mit 83 Jahren geht der Literatur-Nobelpreisträger und Oscar-Gewinner Bob Dylan im Herbst 2024 unter dem Motto „Rough And Rowdy Ways“ (2021 – 2024) erneut auf Tournee. Vielleicht das letzte Mal. Am 22. Oktober tritt er nach 2009 und 2015 zum dritten Mal in Saarbrücken auf. Für Besucher spricht er vorab schon ein Smartphone-Verbot aus.

In den 1960er Jahren revolutionierte er die Populäre Musik. Er sang Lieder des Protestes und tauschte seine akustische Gitarre mit einer elektrischen aus. Dylan erfand sich immer wieder neu, wandelte sich, verschwand aus der Öffentlichkeit, um ebenso unerwartet wieder zu erscheinen. Er definierte mit seinen Songs Ideale, Ängste und Stimmungen von Generationen. Die Poesie seiner Texte und die Lyrik seiner Lieder verliehen ihm literarische Qualität, seine scharfe Beobachtungsgabe und sein politisches Verständnis machten ihn zum natürlichen Sprachrohr der Jugend, deren Aufbruch er in den 1960er Jahren mit initiierte und begleitete. Dylan-Songs sind nicht nur Klassiker, sondern lebensnahe Dichtung. Viele von ihnen, wie z.B. „The Times They are A-Changin’ “, „Blowin’ in the Wind“ oder „Like a Rolling Stone“ sind in die amerikanische Literatur eingegangen.

Bob Dylan wurde nicht nur mit allen erdenklichen Ehrungen ausgezeichnet, er zeichnet sich vor allem (selbst) damit aus, daß er wie kein anderer bis in sein hohes Alter unaufhörlich aktiv ist und 2021, nach einer Pause von zwei Jahren, sogar mitten in der Pandemie wieder erste Konzerte gab. Das Besondere an Bob Dylans Konzertreisen ist deren Kontinuität. Seit Juni 1988, als er am 7. Juni in Concord, California startete, ist er bis Dezember 2019 mit circa 100 Konzerten jährlich präsent gewesen und absolvierte 3064 Konzerte während seiner sogenannten „Never Ending Tour“. In den Jahrzenten zuvor gab er seit Beginn seiner Karriere Anfang der 1960er Jahre knapp 700 Konzerte. Sein erstes Deutschland-Konzert fand am 26. Juni 1978 in Dortmund statt. Kaum ein anderer Künstler seiner Zeit, ist derart kontinuierlich „on the road.“ Dylan veröffentlichte bis dato 39 Studio-Alben und schrieb in über 60 Jahren etwa 600 Songs.

Den Begriff der „Never Ending Tour", den Feuilletonisten noch immer gerne verwenden, hat er längst im Booklet zum 1993er Album „World Gone Wrong" bei Anmerkungen zu dem Song „Lone Pilgrim" ausführlichst dementiert: „Lassen Sie sich nicht vom „Never Ending Tour-Geplapper“ verwirren. Es gab eine „Never Ending Tour“, die jedoch 1991 mit dem Weggang des Gitarristen G. E. Smith endete.“ Danach begann der Begriff bis zum Ausbruch der Pandemie nicht auszusterben. Covid bremste Dylans Konzertlust Anfang 2020 bis Ende 2021. Danach rief er die „Rough And Rowdy Ways-Tour“ aus und wird seitdem bis Ende 2024 seiner Konzertografie weitere 259 Konzerte hinzugefügt haben. Das Tour-Motto, einige sehen darin auch nur ein weiteres Kapitel der „Never Ending Tour“, stammt von dem in der Pandemie, 2020 erschienenen gleichnamigen Album. Auf dem hochgelobten und in zehn Ländern auf Platz 1 der Hitlisten gestandene 39. Studio-Album geht es um Dylans Universum von der Bibel bis zur Populärkultur. Er beschwört die Kunst gegen die Düsternis der Geschichte. Auf dem Album erwähnt er Julius Cäsar und die griechische Göttin der Musen und man erfährt viel über amerikanische Geschichte. Wer von einem Bob Dylan-Konzert 2024 eine Art „Best Of“ seiner Klassiker erwartet, wird enttäuscht. Dylan hat wie gesagt noch nie Erwartungshaltungen erfüllt. Das Album steht neben einigen älteren Songs im Mittelpunkt der derzeit ca. 90 Minuten langen Konzerte, bei denen Dylan sich zumeist hinter seinem Klavier verbirgt und so gut wie kaum ein Wort ans Publikum richtet. Die fünfköpfige Band bleibt dezent im Hintergrund. Ihm geht es um den Vortrag und darum, ihm dabei zuzuhören.

Jedes Jahr und jede Dekade offerierte er Überraschendes und Unerwartetes. Er hat sich für die Rechte der schwarzen Bevölkerung in den USA eingesetzt, lange bevor es den „black lives matter"-Slogan gab. Er hat Religionen studiert, Ehrungen abgelegt und angenommen. „Für mich ist die Vergabe des Literaturnobelpreises an Bob Dylan, als würde man dem Mount Everest eine Medaille dafür verleihen, dass er der größte Berg sei“, sagte einst Leonard Cohen (†), der andere große Singer/ Songwriter kurz nach der Bekanntgabe der Ehrung 2016.

Dylan hat das „American Songbook" gepflegt und erweitert. Er hat sich nie kopiert und hat sogar bis und während der Pandemie neues Liedgut für den Soundtrack unseres Lebens geschaffen.

Seien wir froh, dass wir Zeuge dieses „Handlungsreisenden des Rock 'n' Roll" bei der jahrzehntelangen Ausübung seines Berufes sein dürfen. Hätte ich ihn je jemals irgendwo an einer Strassenkreuzung zufällig getroffen, hätte ich ihn nicht nach einem Selfie gefragt, hätte ihm aber einen „Guten Tag" gewünscht, hätte ihm „Danke, und bleiben Sie gesund Mr. Dylan und schön, dass es Sie noch gibt", gesagt. - Wer sonst hat für den Soundtrack unseres Lebens bis in ein so hohes Alter gesorgt? 

Apropos Selfies und Smartphones. Bei den Konzerten gibt es für Besucher ein drastisches Fotografier- und Smartphone-Verbot. Dylan war schon immer öffentlichkeits- interview und vor allem kamerascheu, aber seit der „Rough And Rowdy Ways“-Tour wünscht er ausnahmslos keine Smartphones auf seinen Konzerten, so die Warnung beim Ticketkauf.



Mehr Fotos und Infos über Bob Dylans „Never Ending – und Rough & Rowdy Ways - Tour“ im 600seitigen Buch von Christof Graf: Bob Dylan – On The Road – Never Ending Tour 1988 – 2021 Texte – Fotos – Blicke (Zen & Poesie – The Cohenpedia -Series Vol. 12), COD Verlag Saarbrücken, ISBN 978-3-945329-14-6, Euro: 44,90.- (plus Porto und Verpackung). Infos: info@cod.de und www.cohenpedia.de