CATT


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CATT: Reflexionen zwischen Liebe und Schmerz

2020 debütierte Catharina Schorling alias CATT mit dem Album „Why, Why“ nachdem die Pophoffnung ein Jahr zuvor die EP „Moon“ veröffentlicht hatte. Ihr klassischer Background und ein Studium der Musikproduktion sorgen für die fundierte Basis ihrer erfolgreichen Karriere, die sie nun mit dem aktuellen Album „Change“ fortsetzt. Auch live auf einer ausgedehnten Europatournee.


Du bist Songwriterin, Sängerin, Musikerin und Produzentin in Personalunion. Haben diese Bestandteile unterschiedliche Wertigkeiten?

Wenn ich aussuchen müsste, dann wäre es Musikerin. Darunter tummelt sich dann der ganze Rest und je nach Phase mal, mal weniger. Im initialen Schreibprozess bin ich hauptsächlich Songwriterin und Produzentin, auf Tour Musikerin und Sängerin, wobei natürlich alles miteinander verwoben ist.


Kann man den Beginn Deiner Karriere auf 2018 datieren, als Du Deinen Song „Moon“ online gestellt hast?

Den offiziellen Beginn auf jeden Fall. Der Song gab mir das erste Mal das Gefühl, dass ich jetzt mit meiner Musik ´raus´ möchte. Das war mein persönlicher Impuls und da begann die Reise, weil ich mich das erste Mal mit Eigenem gezeigt habe.


Was hat der Aufenthalt in Hamburg im Rahmen des ´artist in residence´-Programms 2020 bedeutet, wo viele Songs von „Why, Why“ entstanden?

Bis 2019 habe ich noch parallel zu meinem Album Musik für andere gemacht und war unter anderem auf Arenatour mit Sarah Connor. Der Fokus war schwierig, da ich meine Energie noch auf so viele verschiedene bunte Projekte aufgeteilt habe. Das Stipendium war wie eine Fügung, die mir ermöglicht hat, mir das erste Mal richtig Raum für meine eigene Musik zu nehmen. Ich hatte plötzlich einen Grund, alles andere abzusagen, war an einem anderen Ort, hatte so viel Zeit wie nie zuvor. Das wurde abgelöst von einer weltweiten Pandemie und es gab es für mich kein Zurück mehr. „Why, Why“ wurde fertig und ich beschloss, ab jetzt nur noch CATT zu sein.

Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf Deinen weiteren Werdegang?

Das äußere „Zumachen“ der Welt im Inneren war bei mir eine Öffnung. Für mein erstes Album, auch für viel persönliche Entwicklung und auch meine „Why, Why“-Songs fanden ihren Weg zu vielen Ohren. Vielleicht, weil es darin viel um Fragen, aber auch Trost und Hoffnung geht. Aber die Schattenseite war: Als Newcomerin ein Debüt in einen Lockdown hinein zu veröffentlichen, ohne Tour, war herausfordernd. Pläne wurden zunichte gemacht, man musste immer wieder neu Motivation und neue Wege auftun. Das hat mich und mein Team aber mit Flexibilität ausgestattet, die uns auch jetzt hilft, Dinge nicht zu starr zu betrachten und Veränderung zuzulassen.


Ende März erscheint mit „Change“ Dein zweites Album. Worin liegt der Unterscheid zu „Why, Why“?

Auf »Change« habe ich das erste Mal aktiv mit anderen Musikern gearbeitet. Erst in einem kleinen Land-Exil allein Songs geschrieben, Demos aufgenommen, dann den kreativen Prozess erstmals geöffnet. Ich habe Felix Anton Remm, der mit mir zuvor als Gitarrist auf Tour war, eingeladen, das Album mit mir zu produzieren. Er hat ein tiefes musikalisches Gefühl, das ich sehr schätze. Wir haben uns im Winter/Frühling 2021/22 fast täglich getroffen und den Liedern Gewänder und Farben verliehen. Auch Paul Rundel (Geige, Bass) und Michèl M. Almeida (Schlagzeug, Gitarre) haben dann später mit uns gespielt. So hört man die ganze Band auf „Change“. Ich hatte also nicht nur meine eigenen Instrumente, das Klavier, die Blechbläser, meine Stimme, zur Verfügung, sondern noch viel mehr Farben. „Why, Why“ war eine Facette von mir, eine minimalistische Welt. Auf „Change“ lehne ich mich weiter aus dem Fenster, bin der Freude gefolgt in Richtungen, die mich auch ausmachen, und die mir bisher vielleicht ich im Spektrum noch fehlten. Co-Produzent Aaron Ahrends gibt mit seiner Brillianz in der Produktion jedem Element seinen Platz. Diese Einflüsse wollte ich gern in meinen Songs zusammenbringen.


Musikalisch bist Du aufgeschlossener geworden, selbstsicherer. Gibt es dennoch stilistische Grenzen für Dich?

Es gibt keine Grenzen, ich folge immer der Freude und dem, wo mich der Song in dem Moment hinführt. Es muss beim Machen immer in Bewegung bleiben, dann weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ab dem Punkt, wo etwas verkrampft wird oder nicht mehr ´lebt´, ist es für mich aber ein Zeichen, dass es da nicht weiter geht. Ich achte auch darauf, dass in den Produktionen nicht das Leben und das Organische, das Unperfekte und das Echte, weggeht. Das kann leicht passieren bei aller Technik, die es gibt. Aber Ehrlichkeit und Fühlbarkeit ist für mich das Wichtigste.

Was bedeutet Storytelling für Dich und sind Deine Songs sogar mehr als Infotainment?

Meine Songs beginnen immer mit einer persönlichen Emotion, Geschichte oder Beobachtung. In dem Moment ist es dann das Wichtigste der Welt für mich. Irgendwann wandelt es sich, ich habe vielleicht schon eine Strophe, eine Melodie. Es beginnt sich irgendwie mit dem universellen Gefühl zu verbinden. Mit Geschichten von allen, die das erlebt haben, erleben. Dann folge ich dem, wo der Song mich hinführt, weil er ab dem Moment dann mehr wird als das, was er am Anfang für mich war. Ein Song kann so zur persönlichen Geschichte von vielen werden. Ich stelle mich mit meinen Erfahrungen zur Verfügung, dem Song ursprüngliche Form zu geben und dann lass ich ihn aber los und er erzählt sich von selbst.


Welche Anspieltipps hast Du parat, was macht diese Songs so besonders?

„Seven Wishes“ ist wahrscheinlich mein geheimer Liebling. Ein Prayer. Ein Liebeslied ans Menschsein, wie ein Gospel. Ich spiele sogar ein Trompetensolo und ich liebe es, wie wir es als Band zusammenspielen. Und um das ganze Spektrum von „Change“ aufzuzeigen noch „Wild Heart“, ein Lied an alle wilden Herzen. Ein Tanz in den Frühling und in unsere Einzigartigkeit.


Text: Frank Keil Bilder: Elena Breuer


catt-music.com