Um Datashock war es zuletzt recht ruhig oder täuscht der Eindruck? Was ist seit der Veröffentlichung von „Kräuter Der Provinz“ aus dem Jahr 2018 passiert?
Ronnie Oliveras: Das
stimmt und täuscht wahrscheinlich zugleich. Zum einen toben wir uns
noch in anderen Bands aus, und da gab es einige Veröffentlichungen:
Ulf Schütte z.B. mit Phantom Horse, Jan Werner mit Yagow, Pascal
Hector mit Elfenbeinturm, Sebastian Haas und Christian Berghoff mit
Pretty Lightning und Ruth-Maria Adam und ich mit der Bunten Truppe.
Zudem spielten wir mit Datashock ein paar schöne Konzerte und waren
kurz vor Corona im Wattn Sound Studio und haben dort ein paar Tage
aufgenommen. Während Corona haben sich Jan und ich dann an das
wirklich stundenlange aufgenommene Material gewagt und mit der Arbeit
daran begonnen.
Inwieweit hat sich Eure Musik seit „Kräuter Der Provinz“ verändert?
Da muss ich etwas ausholen und auch betonen, dass das jetzt nur meine subjektive Wahrnehmung darstellt. Sicherlich hätten da die anderen unterschiedliche Assoziationen und Zugänge.
Zunächst unterscheidet sich die gesamte Produktion im Vergleich zu den älteren Aufnahmen. Wo wir sonst üblicherweise im tiefsten Winter in der Oettinger Villa in Darmstadt im Konzertraum saßen, waren wir jetzt im Hochsommer im Wattn Sound Studio bei Emmelsbüll-Horsbüll an der Nordsee. Das Studio ist ein toller Ort, viel Platz, sehr ruhig, viel Grün, viel Licht und eben am Meer. Zudem hatte sich Jan, der mittlerweile ausgebildeter Tontechniker ist, um die Aufnahmetechnik gekümmert. Zum ersten Mal hatten wir alle Kopfhörer bei der Aufnahme auf. Klingt vielleicht etwas albern, aber wo wir sonst alles unter Konzertbedingungen, also im Wust an Sound über Monitore eingespielt hatten, wurde es durch die Kopfhörer differenzierter und weitaus direkter und intimer im Spielen.
Das hat sicherlich zu einer größeren Sensibilität und Aufmerksamkeit geführt, die man vielleicht hören kann. Zudem hatten sich Jan und ich während Corona einmal in der Woche virtuell über die Distanz Saarbrücken-Köln getroffen und sind mit viel Zeit und Ruhe an die Bearbeitung des Materials gegangen. Auch hier lässt sich im Vergleich zu den anderen Alben sagen, dass wir dieses Mal Lust darauf und Interesse daran hatten, etwas stärker ins Material einzugreifen. Sowohl durch das Ausblenden von vorhandenen Spuren als auch das Ergänzen neuerer Spuren durch weiteres Einspielen wollten wir die Jams stärker konturieren, also ausgehend vom improvisierten Material dessen Bewegung und Stimmung schärfen und betonen.
Vielen Dank an Ronnie Oliveras!
Text: Kai Florian Becker
Foto: Datashock
Datashock „Geltungsbereich Universum“ (Bureau B/Indigo)