Dieter Thomas Kuhn


Dieter Thomas Kuhn

Dieter Thomas Kuhn 

Fröhliche Zeitreise mit Party-Stimmung

Mit Schlager-Covern der 1970er Jahre wurden Dieter Thomas Kuhn & Band in den 1990er Jahren bekannt. Ihr Weg, den erfolgreiche Chart-Alben wie „Gold“ (1997) und „Wer Liebe sucht“ (1998) markierten, führte sie von kleinen Clubs in große Hallen und auf renommierte Open Air-Veranstaltungen. Zwischenzeitlich haben Dieter Thomas Kuhn & Band weitere Höhen und Tiefen des Musikbusiness kennengelernt und präsentieren alten und neuen Fans im Sommer 2024 „Das Festival der Liebe“. Im Gespräch mit dem sympathischen Tübinger lassen wir seine beachtenswerte Geschichte Revue passieren.


Sie sind 1965 als Sohn einer Hausfrau und eines Polizisten geboren. Ein Leben mit und von der Musik war also nicht unbedingt vorprogrammiert. Mit welcher Art von Musik sind Sie aufgewachsen?

Die „ZDF-Hitparade“ und die Musiksendung „disco“ habe ich natürlich wahrgenommen, aber mein Interesse galt anderen KünstlerInnen und Bands. Ich hatte zwei ältere Schwestern und so richtete sich meine meine Leidenschaft auf die Beatles und die Rolling Stones, auf Led Zeppelin und 10cc. Und meine Lieblingsband waren Steely Dan. In den 1980er Jahren habe ich dann zum Beispiel viel Barbara Streisand, eine der weltweit erfolgreichsten US-Sängerinnen, gehört.


Nach ersten musikalischen Gehversuchen in Schülerbands und späteren Formationen erschien 1994 ihre erste CD „Lieder meines Lebens“ auf dem lokalen Label Double Dutch Records/Music Maniac Records. War das der Anfang der musikalischen Zeitreise?

Es begann schon ein wenig früher. Der italienische Barkeeper unserer Musiker-Stammkneipe wollte gerne mit uns singen und gab einige Stücke von Adriano Celentano zum Besten. Ich sang zunächst nur im Chor und die Musiker der späteren Kuhn-Band waren in der dafür zusammengestellten Formation dabei. Nachdem wir uns mit dem Italiener zerstritten hatten übernahm ich den Gesang und es bildete sich meine damalige Band heraus, liebevoll „Die Kapelle“ genannt. Und aus den Italo-Hits wurden 70er Jahre-Schlager.


Hatten sie damals über das Debüt hinaus geplant, an Live-Erfolge, Chart-Platzierungen und gewaltige Medienpräsenz gedacht, die der Wechsel zum Major-Label WEA 1995 mit sich brachte?

Wir hatten gedacht, dass mit dem ersten Album schon das Ende der Fahnenstange erreicht sei. Aber den wachsenden Erfolg haben wir ganz bewusst wahrgenommen und genossen. Es war eine sehr intensive Zeit, die wir leidenschaftlich ausgelebt haben. Uns war aber immer klar, wir sind nicht das Original, sondern geben den alten Stücken nach über 20 Jahren ein humorvolles, überzeichnetes, stets augenzwinkerndes Party-Feeling.


War das Aus 1999 eine selbstgewählte Entscheidung, da das Konzept nach mehr als fünf Jahren überholt schien?

Ja, es war unsere Entscheidung, allen voran meine. Nach der CD „Leidenschaft, Lust und Liebe“ war Schluss. Ich war müde, wir hatten unendlich viel gespielt, wir dachten die Geschichte sei zu Ende erzählt. Und ich glaubte, es sei musikalisch noch etwas Anderes möglich.


Doch der Versuch mit eigenen Stücken auf „Kuhn Null/Eins“ (2001) blieb recht erfolglos, das Projekt die „Dreigroschenoper“ neu zu interpretieren führte zu Problemen wegen der Werktreue mit dem Suhrkamp-Verlag. Also gab es Ende 2004 das Comeback, das nun schon 20 Jahre dauert?

Unzählige Fans baten uns weiterzumachen und so haben wir zunächst auf das alte Repertoire zurückgegriffen und haben ab Dezember 2004 ein Live-Comeback gestartet. . Mit der CD „Einmal um die ganze Welt“ (2006) nahmen wir auch unsere Studiotätigkeit wieder auf. Aber auch da stand nicht zur Debatte, es mit eigenen Titeln zu versuchen, dafür gab es auch einfach zu viel Potential in der Popmusik der 1950er – 1980er Jahre, aus denen wir fortan unsere Songauswahl zusammengestellt haben. Und auch die Live-Präsentation ist heute, vor allem nach Covid-19 eine ganz andere, wir gehen mit der Zeit und setzen auf Leinwände und aufwendige Lichttechnik zur visuellen Unterstützung.


Gab es in den letzten 30 Jahren schwerwiegende Besetzungswechsel oder ist die Band davon weitgehend verschont geblieben?

Die Urbesetzung ist in der Tat noch nahezu unverändert, unter anderem mit Gitarrist Philipp Feldtkeller, nur am Keyboard/an der Orgel gab es Wechsel zu verzeichnen.


Ende 2023 habt ihr das Programm „Songs From Above – The Grave Chapel Radio Show” präsentiert. Was hat es damit auf sich?

Wir haben schon lange vor Corona immer im Winter eine Weihnachtsshow um das Thema Johnny Cash herum in einigen Städten aufgeführt. Nach der Pandemie wollten wir das in neuer Form neu aufleben lassen. So wurde das oben genannte Programm geboren, eine Rock-Show als Gedenkveranstaltung. Von Lou Reed über Meat Loaf, Rio Reiser, Whitney Houston, Leonard Cohen und David Bowie bis hin zu Tina Turner. Interpretiert auf unsere Art und Weise vor einem Publikum, dessen Altersdurchschnitt von acht bis 80 Jahren reicht.


Mit Liebe, Lust und Leidenschaft geht es jetzt aber erst einmal auf die große Bühne, es stehen noch einige namhafte Open-Air-Veranstaltungen im August auf dem Programm. Wird die Songauswahl dafür innerhalb der Band basisdemokratisch ausdiskutiert?

Nein, das wäre eher verheerend, die Entscheidung bezüglich des Programms, das über 30 Jahre gewachsen ist, treffen Philipp und ich.


Ist Dieter Thomas Kuhn & Band 2024 mehr denn je eine Art Unterhaltung für die ganze Familie?

Ja, das ist schon länger so, das haben wir beobachtet. Alte Fans mit Kindern und Oma/Opa, darüber freuen wir uns, denn der Spaß für alle steht nach wie vor an erster Stelle.


Wird die Diskografie bald um eine „Festival der Liebe“-Live-CD erweitert?

Wir schneiden jede Show mit, aber final ist darüber noch keine Entscheidung gefallen.


Sind die sozialen Netzwerke ein wichtiges Thema bei euch?

Außer Infos und Reaktionen bezüglich unserer Konzerte sind wir da bewusst nicht besonders präsent.


Wie verbringen Sie ihre derzeit sicher knapp bemessene Freizeit?

Die Zeit, die ich mit meiner Tochter verbringe, die bald ihr Studium beginnt, ist besonders wertvoll für mich. Ansonsten fahre ich gerne Motorrad und bewege meinen Oldtimer über die schwäbische Alb.


Text: Frank Keil Bilder: Maertina Woerz


Losheim am See, Strandbad Losheim

Fr., 30. August 2024

www.dieterthomaskuhn.de