Die Dropkick Murphys sind eine 1996 in Quincy, Massachusetts gegründete irisch-amerikanische Folk-Punk-Band. Die Band bezeichnet ihren Musikstil selbst als eine Mischung aus Punkrock, Irish Folk, Rock und Hardcore Punk. Im Laufe ihrer langjährigen, weltweiten Karriere durchlief die Band, die derzeit als Septett aktiv ist, zahlreiche Besetzungswechsel. Ihrer umfangreichen Diskografie fügt sie aktuell die LP/CD „For The People“ hinzu, ein politisches Statement gegen die Politik der US-Regierung. Noch bis Mitte November befinden sich die Dropkick Murphys auf einer ausgedehnten Europa-Tournee, in deren Rahmen wir mit dem Gitarristen/Akkordeonisten Tim Brennan sprachen.
Sänger/Bassist Ken Casey ist heute das einzig verbliebene Gründungsmitglied der Dropkick Murphys. Wann und wie bist Du zur Band gestoßen?
Ich kam 2003 als Fan und bis heute durchgehend im Line Up mit dabei. Die Besetzungswechsel hatten aber meistens ihr Gutes, es gab durch die neuen Mitglieder, wie in meinem Fall auch, Input der die Band in ihrer musikalischen Entwicklung stets weiterbrachte.
29 Jahre nach Bandgründung sind die Dropkick Murphys eine Art Botschafter für Boston geworden. Macht euch das stolz? Was plant ihr für das 30jährige Jubiläum 2026?
Ja, irgendwie schon, denn wer hätte damit Ende der 1990er Jahre gerechnet? Und es ist schon schön, wenn die Eltern und Familien auf Dich und die Band angesprochen werden. 2026 wird gefeiert, auch mit den Fans in Europa. Mehr kann ich dazu noch nicht verraten.
Dies liegt sicher auch an dem energetischen Musikmix (inklusive Dudelsack) den ihr anbietet, weit mehr aber an den tiefgründigen Texten, die über Partythemen hinaus gehen und intensive Statements zum Leben der ´working class´ beinhalten. Siehst Du das auch so?
Die Songs entstehen nicht immer auf die gleiche Art und Weise, aber die Lyrics von Ken enden oft in einem Repertoire mit Tiefgang und gesellschaftlicher Relevanz.
Mit „For The People“ liefert ihr ein äußerst politisches Statement ab. Angefangen bei „Who´ll Stand With Us“ bis hin zum letzten Bonustrack „Sirens“. Insgesamt 17 Titel in denen es um weit mehr als reines Entertainment/Infotainment geht.
Ja, die Titel zeigen Mut und Zuversicht, indem sie sich gegen die Ungerechtigkeiten in den Vereinigten Staaten wenden. Und zwar mit der Stärke und Kraft, die auf die frühen Punkrock-Wurzeln der Band zurückgehen. “For The People“ ist mehr als nur ein Titel. Es ist eine aufrichtige Haltung, eine Erklärung dessen, was diese Band ist - und was sie schon immer war. Es geht um Menschlichkeit, Hoffnung und Solidarität.
Bei so vielen Titeln, die unter der Regie des Produzenten/Mixing Engineers Ted Hutt, einem langjährigen Freund der Band entstanden, ist es sicher nicht leicht für Dich, den ein oder anderen Favoriten zu nennen?
Am Ende wurde die gebuchte Studiozeit knapp, weil es einfach viel gutes Material für die Aufnahmen gab. Aber ich habe einige Favoriten. Dazu gehört „Streetlights“, wo ich die Kombination aus Musik und Text besonders mag. Dann „Fiending For The Lies“, weil es sich musikalisch sehr vom Rest des Albums unterscheidet. Und „One Last Goodbye“, den Shane MacGowan-Tribut-Song, dessen traditionelles Outro („Mo Ghile Mear“) eine wichtige Rolle beim Ende seiner Beerdigung spielte.
Dieses Mal haben einige bekannte Gäste am Album mitgewirkt, darunter Al Barr, Billy Bragg, The Scratch und The Mary Wallopers. Standen sie alle auf eurer Wunschliste?
Ja, man überlegt sich, wer zu welchem Stück gut passen würde und fragt zunächst an. Glücklicherweise haben alle zugesagt. Al hatte die Band ja 2022 verlassen, um sich um seine kranke Mutter zu kümmern, was er immer noch macht. Es ist also ein musikalisches Lebenszeichen, kein dauerhaftes Comeback auf „The Vultures Circle High“. Und Billy Bragg hatten wir eingeladen mit uns aufzutreten, als er vor einiger Zeit in der Nähe von Boston spielte. Er kam und entpuppte sich als so ein sympathischer Kollege, dass er einfach auf das Album musste und „School Days Over“ von Ewan MacColl veredelt. Und The Scratch und The Mary Wallopers sind sowieso gute Freunde von uns.
Ihr befindet euch gerade auf einer ausgedehnten Europatournee. Wie sind die Reaktionen auf die neuen Songs, auf die grandiose Single „Chesterfields and Aftershave“, einem Song in dem Ken seinem Großvater bei dem er aufwuchs, ein musikalisches Denkmal setzt.
Wir sind überwältigt und dankbar für das Publikum, dass die neuen Songs bereits kennt und abfeiert.
Ihr habt euch auch immer wieder für NGO´s eingesetzt, seid auf Wohltätigkeitsveranstaltungen aufgetreten. Und Ken hat 2009 The Claddagh Fund gegründet, mit den Zielen ´Friendship, Love & Loyality´. Ist der noch aktiv?
Das stimmt und auch der Claddagh Fund ist nach wie vor aktiv, siehe claddaghfund.org
Es ist ganz wichtig der Gemeinschaft etwas zurückzugeben, denn ohne unsere Fans wären wir nicht zu der Band geworden, die wir heute sind.
Die Dropkick Murphys nehmen viel Zeit in Anspruch. Wie verbringst Du Deine knappe Freizeit?
Ich war immer auch Fan, nicht nur Berufsmusiker, aber die Band und unser eigenes Label binden unheimlich viel Zeit. So gehört meine Freizeit vor allem meiner Musik, meiner Frau und meinen Hunden, aber ich spiele auch sehr gerne Golf.
Text:
Frank Keil I Bilder: Riley Vecchione
Rockhal, Esch-sur-Alzette
Montag 10. November // 19.00 Uhr
dropkickmurphys.com