Brückenschlag zwischen Punk, Wave und Indie
Mit „15 Zoll Maul“ veröffentlicht das Kieler Quartett Gas Wasser Indiepop sein Debütalbum mit zehn Titeln zwischen „20 Jahre In Der Werbung“ und „Baltisches Radiofeuer“. Die Formation besteht aus Sänger/Gitarrist Jochen Gäde (ex-Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen) sowie Kocky (Schlagzeug), Ufo (Bass) und Joyboy (Synthesizer & Gitarre), die man zusammen mit Sänger Andy Schlüter als Die Bullen kennt. Über die neue Teilfusion Gas Wasser Indiepop sprachen wir mit Jott.Gäde.
Mit welcher Musik bist Du aufgewachsen, welche Künstler, Künstlerinnen oder Bands haben Dich musikalisch geprägt?
Amerikanische Punkmusik der 1980er und 1990er Jahre und obskure deutsche Beatmusik der 1960er Jahre sind meine beiden Leidenschaften. Und die Hamburger Schule der 1990er Jahre hatte auf jeden Fall auch ihren Einfluss auf mich.
Du bist Songwriter, Sänger und Gitarrist. Hast Du eine Ausbildung genossen oder Dir alles im DIY-Verfahren selber beigebracht?
Ich hatten als Jugendlicher ein Jahr Gitarrenunterricht bei einem Kumpel, alles Weitere habe ich mir selber beigebracht.
Von 2006 bis 2017 warst Du Teil der Kieler Post Punk-Band Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen. Ihr habt drei Alben veröffentlicht und es zu einer gewissen Popularität geschafft. Warum kam es zur Auflösung?
Wir haben uns persönlich zerstritten und seitdem auch keinen Kontakt mehr. Die Band ist Geschichte.
Smoke Blow, ihr Sänger Jack Letten mit Soloprojekt Erik Cohen, Tequila & The Sunrise Gang, Die Bullen und viele mehr, die über den Norden hinaus bekannt sind. Kennt man sich in Kiel untereinander und ist gut vernetzt?
Für die Größe der Stadt gibt es doch einige namhafte Musiker und Bands, allen voran Die Leoniden. Ich habe mal mit Erik für einige Zeit in einer WG gewohnt. Auf jeden Fall gibt es im Punkrock-Bereich einen regen Austausch und die ein oder andere Überschneidung bei Bands.
Wann reifte die Idee für Gas Wasser Indiepop, die aus Dir und 3/4 der Band Die Bullen ohne Sänger Andy Schlüter bestehen? Ein Projekt oder eine feste Band?
Das ist ohne Frage eine richtige Band. Wir planen bereits das zweite Album. Als ich nach dem Aus von Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen wieder anfing Musik zu machen, wollte ich es zunächst alleine tun. Aber im Proberaum der Bullen, habe ich die Jungs kennengelernt und sie hatten Bock mich zu begleiten und Gas Wasser Indiepop zu komplettieren.
War es schwer sich auf eine musikalische Richtung festzulegen und wie würdest Du den Mix auf dem Debüt „15 Zoll Maul“ beschreiben?
Das war nicht so schwer, ich habe die Texte und Musik der zehn Songs erarbeitet und dann war eine gute Mischung aus Punk, Wave und Indie beisammen. Joyboy hat das dann mit Orgel und Synthesizer verfeinert. Acht der 10 Texte stammen von mir, „Jemand Kommt Hierher“ und „Baltisches Radiofeuer“ sind deutsche Übersetzungen von Günter Ohnemus, die im Original von Richard Brautigan, dem amerikanischen Westküsten-Underground-Künstler stammen.
Habt ihr die Stücke im Alleingang eingespielt oder die Hilfe eines Produzenten in Anspruch genommen?
Für Aufnahme und Mix war Joyboy verantwortlich, der hat sich in Kiel in einem alten Bunker ein eigenes Studio eingerichtet. Für die Aufnahmen haben wir dann auch noch einige Gäste engagiert, unter anderem die befreundeten Nina, Gunnar und Hannes am Gesang.
Welche Bedeutung kommt den Texten zu? Geht es inhaltlich nur um Unterhaltung was Texte wie „Autobiografie Eines Heizlüfters“ oder „Und Immernoch Nicht Gebumst“ nahelegen oder um mehr?
„Autobiografie Eines Heizlüfters“ ist eher todtraurig, aber natürlich muss Humor dabei sein, die Mischung aus Ernst und Spaß muss passen.
Wie sieht es denn in Sachen Konzerten aus, promotet ihr das Album auch über den Weißwurstäquator hinaus?
Das haben wir zumindest vor. In den Süden zu fahren macht aber nur Sinn, wenn wir dort zwei bis drei Shows am Stück spielen können. In Sachen Booking kann man uns direkt über kocky@gaarden.net kontaktieren.
Ihr habt auch zwei Videos zum Album gedreht. Seid ihr mit den Ergebnissen zufrieden?
Ja, zu „Der Prominente Im Sack“ und zu „20 Jahre In Der Werbung“. Mit einer kleinen Förderung ließ sich das realisieren. Hat Spaß gemacht, aber wir erwarten uns da keine Megazahlen bezüglich der Aufrufe.
Neben dem Künstler Jochen Gäde gibt es auch den Privatmann. Wie entspannst Du von der Musik, wobei sammelst Du Inspirationen?
Ich schaue Fernsehen, jäte Unkraut und liege im Bett.
Text: Frank Keil Bilder: Mosaik Music Promotion
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