Die schottische Rockband aus Edinburgh lässt
auf ihrem kürzlich veröffentlichten, selbstbetitelten zehnten Album
(V2 Records/Bertus) dreißig Jahre Bandgeschichte Revue passieren.
Ihr Sound hat sich über die Jahre von wildem Punkrock hin zu
melodischem Indie-Rock entwickelt und ihre auf unterschiedlichen
Labels veröffentlichten Alben erreichten mehrfach die Top 20 der
britischen Charts. Sänger Roddy Woomble stand uns für ein
ausführliches Interview Rede und Antwort.
Rod Jones (Gitarre), Colin Newton (Schlagzeug) und Du haben Idlewild 1995 gegründet und sind immer noch Teil der Band. Wer vervollständigt die aktuelle Besetzung?
Luciano Rossi am Keyboard/Gesang und Andrew Mitchell am Bass/Gesang sowie Allan Stewart als Live-Gitarrist.
Wie würdest du die Entwicklung der Band in Bezug auf den Musikstil in den
letzten dreißig Jahren beschreiben?
Wir haben als sehr raue Punkrockband angefangen – aber mit einem wirklich melodischen Kern, der nach und nach die Ecken und Kanten ersetzt hat. Dann wurden wir für viele Jahre zu einer beliebten Melodic-Rockband. Ich glaube, unser eher undergroundiger Musikgeschmack hat unsere eigene Musik interessant gehalten.
Welche Rolle spielten andere Künstler zu Beginn eurer Karriere dabei, einen stilistischen Weg zwischen Punk und Indie-Rock zu finden? Wann habt ihr erkannt, dass ihr eine professionelle Band geworden seid, die ihren Lebensunterhalt mit Musik verdienen kann?
Wir waren sehr inspiriert von den amerikanischen Underground-Rockbands der späten 80er Jahre und frühen 90er Jahre – Sonic Youth, The Replacements, Minor Threat, Superchunk, Black Flag… die Geburt des Indie-Rock! Das ist die Art von Band, die wir alle mit Idlewild sein wollten. Wir hatten nie karriereorientierte Vorstellungen von Musik – die Idee, davon leben zu können, schien uns absurd, daher war es eine unerwartete Freude, dass wir es geschafft haben.
Welche Veröffentlichungen zwischen dem Debüt „Hope Is Important” und der aktuellen LP/CD „Idlewild” waren für euch Meilensteine und warum?
„The Remote Part” war bei weitem unser kommerziell erfolgreichstes Album und hat uns viele Möglichkeiten eröffnet, daher ist es für mich ein echter Meilenstein.
Welche drei Songs sollten sich Leute anhören, um den besten Eindruck von Idlewild zu bekommen, wenn sie die Band nicht kennen?
„Little Discourage”, “You Held the World in Your Arms” und “Stay Out of Place”.
Wie lange habt ihr an dem neuen Album gearbeitet? Wo habt ihr aufgenommen? War ein
Produzent beteiligt und wenn ja, welche Rolle hat er gespielt?
Wir haben die Songs über das Jahr 2024 verteilt geschrieben und sie alle in zwei Wochen im Januar 2025 aufgenommen. Wir haben im Rods Studio in Edinburgh aufgenommen und das Album selbst produziert.
Ist „Idelwild” so etwas wie ein Best-Of-Album, weil es meiner Meinung nach alle Stile widerspiegelt, die die Band in den letzten 30 Jahren auf hohem Niveau gespielt hat?
Ich denke schon, ein brandneues Best-of-Album!
Gibt es eine Art „roten Faden“, der die zehn Songs zwischen „Stay Out Of Place“ und
„End With Sunrise“ verbindet?
Nicht wirklich, wenn es einen narrativen Bogen gibt, dann dreht sich alles um die Suche nach einem Zuhause und einem Ort, an den man gehört.
Sprechen wir über die Texte. Wie wichtig sind sie für eure Musik? Nur Unterhaltung, eine Art Infotainment oder eine direkte Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik?
Ich liebe Poesie, und obwohl meine Texte keine Poesie sind, kommen sie aus derselben Quelle – dem künstlerischen Gebrauch von Sprache.
Gibt es Lieblingssongs, von denen alle Bandmitglieder sagen ´das ist ein Highlight´, oder habt ihr alle unterschiedliche Favoriten?
Ich denke, vom neuen Album spielen wir alle gerne „Stay Out of Place“, und „Like I Had Before“.
Wie wichtig waren Live-Auftritte u.a. mit R.E.M., U2 und Pearl Jam für eure bisherige Karriere in und außerhalb von Großbritannien?
Der Ruf von Idlewild basiert seit jeher auf unseren Live-Auftritten, daher sind sie sehr wichtig, Und heutzutage sind sie auch die einzige Möglichkeit für Bands, Geld zu verdienen.
Es gibt auch einen privaten Roddy. Wie entspannst du dich vom Musikgeschäft und
hast du Hobbys, die dir helfen, neue Energie für die kreative Arbeit zu tanken?
Ich habe eigentlich keine Hobbys, aber außerhalb der Musik schreibe, lese und male ich gerne.
Text:
Frank Keil Bilder: Euan Robertson