Kaiser Chiefs


Kaiser Chiefs

Kaiser Chiefs: Sich immer wieder neu erfinden

Die im Jahr 2003 in Leeds gegründeten Kaiser Chiefs sind mit ihrem Mix aus Indie-Pop und Alternative-Rock eine der prägendsten Bands ihrer Generation geworden, haben Hallen und Stadien gefüllt. Die mehrfachen BRIT-Award-Gewinner wurden dank Hits wie „Ruby“, „I Predict A Riot“ oder „Everything Is Average Nowadays“ einem weltweiten Publikum bekannt. Getreu ihrem Motto "Sich immer wieder neu erfinden" haben Ricky Wilson (Gesang), Andrew "Whitey" White (Gitarre), Nick "Peanut" Baines (Keyboards), Vijay Mistry (Schlagzeug) und unser Gesprächspartner Simon Rix (Bass) am 01. März ihren achten Longplayer, das „Kaiser Chiefs' Easy Eight Album“ (V2 Records/Bertus) veröffentlicht. Und sie schreiben damit ihre ungebrochene Erfolgsgeschichte fort.


Die Anfänge der Kaiser Chiefs gehen weit in die 1990er Jahre zurück. Wer hat Deine Liebe zur Musik geweckt?

Zunächst mein Vater, der mir als Kind immer auf der Gitarre Musik vorgespielt hat. Dann eine Musikschule und meine Highschool-Freunde Nick Hodgson, der erste Kaiser Chiefs-Schlagzeuger bis 2012 und Nick ´Peanut´ Baines (Keyboards), mit denen ich meine erste Band gründete.


Aus dieser Band ging der Kaiser Chiefs-Vorgänger Parva hervor, mit dem ihr 2022 sogar eine Art Garage Rock-Album während eurer Uni-Zeit veröffentlicht habt. War der weitere Übergang dann fließend?

Das Label ging pleite und wir überdachten unser Konzept komplett neu, orientierten uns stilistisch in eine andere Richtung, machten uns selber weniger Druck. Und fanden so mit den Kaiser Chiefs schnell unsere britische Identität, zwischen Bands und Einflüssen wie The Jam, Blur, The Stranglers, The Clash, den Specials und Madness.


Eure umfangreiche Diskografie nahm 2005 mit dem Debüt „Emplyment“ ihren Anfang und wird aktuell mit dem achten Album „Kaiser Chiefs´ Easy Eight Album“ fortgesetzt. Welche Meilensteine markieren diese Entwicklung?

Das Debüt, das sehr erfolgreiche zweite Album „Yours Truly, Angry Mob“ (2007), der Line Up-Wechsel von Nick zu Vijay am Schlagzeug, das Nr.1-UK-Album „Education, Education, Education & War“ (2014) und die Zeit ab „Stay Together“ (2016) mit Kaiser Chiefs in einem zeitgemäßen, aber immer auch frischen Sound-Gewand.


Die Motivation nach Covid-19 ging euch anscheinend nicht verloren und die Auszeit hatte sicher auch Positives nach der harten Arbeit von über 15 Jahren.

Ja, Freunde und Familien rückten in den Vordergrund, das war schon auch gut, zumal wir vorher immer wenig Zeit für sie hatten. Und als absehbar war, dass wir wieder starten können, waren wir wieder frisch und enthusiastisch zur Stelle.

Vor Album-V.Ö. gab es die von The Beautiful South inspirierte Single „Jealousy“ und den euphorischen Track „How 2 Dance“ als Vorboten. Auch mit Nile Rodgers, dem US-amerikanischen Musikproduzenten, Komponisten und Musiker habt ihr gearbeitet, wie kam es dazu?

Er besuchte uns im Studio. „Feeling Alright“ gefiel ihm besonders gut und das Ergebnis ist ein Hit. Er brachte auch Amir Amor ins Spiel, den bekannten iranisch-britischen Musikproduzenten, Komponisten und Musiker, bekannt durch seine Arbeit mit Ed Sheeran, der dann den Aufnahmeprozess komplett begleitet hat. Er hat den Kaiser Chiefs einen neuen, frischen und mutigen Sound verpasst.


10 Titel sind es final geworden, zwischen „Feeling Alright“ und „The Lads“. Hast Du dabei den ein oder anderen Favoriten oder siehst Du das Album eher als Ganzes?

Nein, es ist ja kein Konzeptalbum, es ist sehr vielfältig. Ich mag den bläserlastigen Song „Job Centre Shuffle“, „Noel Groove“ und „The Lads“ mit seinen Brit Pop-Wurzeln.


Die Kaiser Chiefs sind immer wieder bei Wohltätigkeitsveranstaltungen aufgetreten und haben sich sozial engagiert. Steht die Band auch heute noch für mehr als reines Entertainment?

Auf jeden Fall. Politisch zu sein, soziale Verantwortung zu übernehmen, lag der Band immer nah, genau wie kritische Themen anzusprechen und zu Diskussionen anzuregen.


Wie sieht euer kommender Tourneeplan aus, sind auch Shows in Deutschland geplant?

Im April gehen wir mit unserem Support Youth Sector zunächst auf eine Großbritannien-Tournee, der im Juni und Juli einige Open-Air-Auftritte folgen werden. Der Rest ist gerade erst in Planung.


Stichwort Brexit: Für euch noch ein Thema, oder quasi schon vergessen?

Nein, es ist teurer geworden in Europa auf Tournee zu gehen. Aber wir sind so gut aufgestellt, dass wir Leute haben, die sich um den nervenaufreibenden Papierkram kümmern. Für kleinere Bands ist es aber nach wie vor ein richtiges Problem, das sehe ich oft, denn ich helfe einigen bei diesen Dingen.


Kommen wir abschließend noch auf Leeds zu sprechen. Du bist dort aufgewachsen und nach einem kurzen Aufenthalt in London wieder zurück in der nordenglischen Großstadt. Gibt es NachwuchskünstlerInnen, die man im Auge behalten sollte?

Haltet Ausschau nach Treeboy & Arc, ein Quintett. Sie sind eine fantastische Live-Band.


Du bist schon immer ein Fan von Leeds United, auch bekannt als The Whites, gewesen. Derzeit sind sie Tabellenführer in der zweiten englischen Liga. Steigen sie in die Premier League auf?

Ja, es sieht derzeit ganz danach aus, was mich sehr freut.




Vielen Dank an Simon Rix!


Text: Frank Keil
Bilder: Cal McIntyrehttps://kaiserchiefs.com