Kensington Road: Das Leben beim Schopf packen

Die Rockband Kensington Road wurde vor einigen Jahren von Stefan Tomek gegründet. Im Mai erscheint das neue Album „Charlie Is Alive“. Zuvor spielte die Band in Saarbrücken. Wir sprachen daher mit Tomek.

Stefan, der Bandname stammt aus einer Zeit, als Du in einer Straße im kanadischen Charlottetown gelebt und dort komponiert hast. Wolltest Du seinerzeit aus dem Alltag aussteigen?

„Stimmt, aussteigen ist in meinem Leben grundsätzlich ein Thema. Gerade jetzt bin ich mit der Familie eineinhalb Monate im Wohnmobil in Europa unterwegs - bis zu den ersten Shows unserer Tour natürlich. Aber auch da sind wir ja wieder unterwegs - und viel mit Alltag hat das nichts zu tun. 
Charlottetown ist schon wirklich lange her. Damals habe ich Freunde besucht und dort längere Zeit verbracht. Gewohnt habe ich auf einem Dachboden mit alten Instrumenten. Hört sich genauso künstlerisch-romantisch an, wie es auch war damals. Ich bin eingetaucht in die lokale Musikszene, habe eigentlich nur Gitarre gespielt und mir Gedanken über das Leben und die Liebe gemacht. So wie man das halt macht mit 19 Jahren.“

Warst Du seit damals nochmals dort bzw. was bedeutet dir dieser Ort heute?

„Ich war die Jahre danach regelmäßig da, aber nun seit langer Zeit nicht mehr. Aber der Ort ist natürlich immer noch präsent - allerdings mehr als Erinnerung an das Erwachsenwerden als großes Abenteuer.“

Euer letztes Studioalbum, „Sex Devils Ocean“, erschien im August 2021, mitten in der Coronapandemie. Dennoch kletterte es bis auf Rang 13 der Charts. War das ein kleiner Wermutstropfen in dieser für alle Musiker:innen schwierigen Zeit?

„Natürlich. Corona hat uns da paradoxerweise sicher auch etwas geholfen, was die Charts anbelangt. Wir dachten auch damals, dass das schneller wieder vorbei sein würde, auch was das Live-spielen anbelangt. Das Album ist richtig gut, aber wir haben es weniger live spielen können, als uns lieb war. Das holen wir jetzt zusammen mit unserem neuen Album nach.“

Genau, denn im Mai wird der Nachfolger „Charlie Is Alive“ erscheinen. Wer ist Charlie bzw. was hat der Titel zu bedeuten?

„Charlie ist hier metaphorisch gemeint und steht für verpasste Chancen. Es ist als bittersüße Erkenntnis gemeint. Die Chance, das Leben beim Schopf zu packen, nicht zu resignieren, sondern voll auszukosten.“

Also gibt es auf dem Album einen thematischen roten Faden?

„Die meisten Songs sind nachdenklich und bittersüß - mit einem positiven Ausblick und viel Hoffnung. Der rote Faden ist sicherlich wie schon vorher beschrieben: Trotz manches Verlusts oder Rückschlägen gibt es so viel Liebe und Schönheit um einen herum, dass man unbedingt die Augen aufmachen sollte, um das nicht zu verpassen.“




Vielen Dank an Stefan Tomek!

Text: Kai Florian Becker
Bild: Kensington Road