Der "Einer flog über das Kuckucksnest"-Abend ist Teil einer Kinoreihe mit dem Titel "Wahnsinn - jetzt im Kino". Alle zwei Monate soll ein Film gezeigt werden, in dem das Thema Psychiatrie oder psychische Erkrankungen eine Rolle spielt. Die Idee ist im Team von Ulrich Seidl entstanden. "Psychiatrie findet in Saarbrücken auf dem Sonnenberg statt - mit ganz viel Misstrauen und Vorurteilen belegt", sagt der Chefarzt. Beim Nachdenken darüber, wie man mit Menschen, die sich fürs Thema interessieren, ins Gespräch kommen kann, sei schnell klar gewesen: Vorträge auf dem Berg werden wenig Leute anlocken. Also habe man gesagt: "Wir kommen vom Berg in die Stadt, um Psychiatrie nach außen zu tragen." Das Kino sei ein guter Ort, um einen "niedrigschwelligen Einstieg" ins Thema zu ermöglichen.
Wobei es bei den Kino-Abenden nicht einfach darum gehen soll, dass man sich gemeinsam einen Film anschaut und die Experten vom Sonnenberg dann die Welt erklären. Man wolle mit den Zuschauerinnen und Zuschauern ins Gespräch kommen und ganz bewusst auch die einladen und zu Wort kommen lassen, die die Arbeit psychiatrischer Kliniken sehr kritisch sehen, sagt Ulrich Seidl. Und es soll darum gehen, dass es in der Psychiatrie nicht darum gehen kann, "jeden Menschen nach Schema F zu behandeln", sagt der Chefarzt. "Es gibt Menschen, die sind schwer krank", erklärt er. Menschen etwa, die Stimmen hören oder sich verfolgt fühlen. Andere Patienten reagieren auf etwas in ihrer Lebensgeschichte. "Die sind nicht schwer krank. Einige Patienten brauchen Medikamente, für andere wären Medikamente nicht gut, die brauchen viele Gespräche", sagt Seidl. Für alle Patientinnen und Patienten gelte für die SHG-Kliniken: "Grundlage unseres Handelns ist die Unantastbarkeit der Würde des Menschen."
Vielen Dank an Dr. Ulrich Seidl!
Text: Martin Rolshausen
Foto: SHG