Zur fulminanten Soloplatte ermutigt
Vier Alben hat die Vintage-Familie Durham aus Großbritannien zwischen 2008 und 2017 veröffentlicht. Wichtiger Teil des weltbekannten Trios, zu dem Schwester Daisy und Bruder Lewis gehören, ist Kitty Liv. Die Multiinstrumentalistin präsentiert aktuell mit „Easy Tiger“ (Sunday Best Recordings) ihr erstes Soloalbum mit insgesamt 10 Stücken zwischen „Sweet Dreams“ und „Keep Your Head Up High“. Diese bieten genügend Gesprächsstoff für eine anregende Unterhaltung mit der sympathischen Künstlerin aus London.
War für Dich nach dem vierten Kitty, Daisy & Lewis-Album final die Zeit gekommen, eigene Songs zu präsentieren, die hinsichtlich Text/Musik Deine Ideen umsetzen?
Ja, ich hatte endlich ein wenig Zeit, denn als Trio nahmen wir eine Auszeit, bedingt durch die Schwangerschaft von Daisy. Lewis hat ja ein Studio, in dem er auch andere Bands produziert und dort habe ich viel von ihm gelernt. Als Songwriterin, Sängerin, Musikerin und Produzentin wollte ich mich auf meine eigenen Fähigkeiten fokussieren. So entstanden Songs, die ich zunächst nur für mich schrieb, um einige Lebensereignisse zu verarbeiten. Nach einer Dinner-Party ließ ich Lewis einen Blick darauf werfen und er ermutigte mich, sie für ein Soloalbum zusammenzufassen. Und er hat sich dann auch gleich als Musiker und Produzent angeboten.
Inwiefern unterscheiden sich die musikalischen Einflüsse zwischen Kitty, Daisy & Lewis und Dir? Es gibt schon noch viel Rock´n Roll, R ´n´ B, Blues, Soul, Jazz und Country zu hören, oder?
Unser Publikum hat sich über die Jahre hinweg verändert, wir sind dem Mainstream nähergekommen. Ich wollte mich nicht nur auf den Retro-Sound der 1940er und 1950er Jahre beschränken, aber die Energie die uns anfänglich als Familienband mit Mutter & Vater auszeichnete, beibehalten. Aber heute bin ich eine Frau, die auf viele Erlebnisse und Einflüsse zurückgreift, textlich und musikalisch.
Mit wem hast Du die fertigen Demos der zehn Album-Titel dann überarbeitet und in Form gebracht?
Vorrangig mit meinem Bruder, meinem Vater Graeme sowie Schlagzeuger Adrian Meehan und Pianist Rich Milner, bekannt als The Royal Organ Duo. Dann gab es noch ein paar Gäste wie unter anderem Background-Sängerin Laura Conolly. Das hat Spaß gemacht und das Ergebnis auf ein anderes Level gehoben. Für die kommenden Live-Auftritte werde ich als Trio mit meinem Ehemann am Schlagzeug und meinem Bruder am Bass unterwegs sein. Und mittlerweile sind diese zehn Songs das Gerüst der Auftritte, einige Neue sind hinzugekommen.
Wie würdest Du die Stücke hinsichtlich der Texte einordnen. Um welche Themen geht es? Und gehen diese über reine Unterhaltung hinaus?
Die Stücke sind sehr persönlich, spiegeln eigene Erlebnisse, Erfahrungen und Gefühlszustände wider. Natürlich hat sich mein Leben in den Jahren danach erneut verändert und damit auch die Inhalte, die ich jetzt rückblickend anders betrachte. Aber wenn die HörerInnen sich darin wiederfinden, freut es mich. Und das geht dann wie zum Beispiel wie bei „Keep Your Head Up High“ deutlich über reine Unterhaltung hinaus.
So fällt es Dir sicher auch nicht ganz leicht, den ein oder anderen Lieblingstitel auf dem Album zu nennen, oder?
Das Album ist wie eine Art Reise für mich und zwischen Songwriting, Aufnahme und der Live-Präsentation haben sich meine Favoriten beständig geändert. „The Sun And The Rain“ ist besonders gut geworden denke ich, nicht umsonst ist es eine der aktuellen Singles.
Die Beziehung zu Sunday Best Recordings besteht schon seit dem ersten Kitty, Daisy & Lewis-Album. Waren sie daher der erste Ansprechpartner in Sachen Label?
Ich hatte ja nicht einmal vor ein Album zu machen und als die Aufnahmen fertig waren, wollte ich nicht diese ´shop around mentality´ an den Tag legen. So habe ich zunächst SBR gefragt und sie wollten das Album aufgrund ihrer Passion für die Musik unbedingt veröffentlichen und erhielten folgerichtig den Zuschlag.
Konntest Du Einfluss auf das Artwork des Albums nehmen?
Ja, vor allem Lewis und mein Vater, die beide gerne mit alten Kameras fotografieren, haben großen Anteil daran.
Es gibt auch die ersten Videos zum Album, unter anderem zu „Sweet Dreams“. Ist Dir die visuelle Umsetzung einzelner Stücke auch sehr wichtig?
Auf jeden Fall, ich denke schon daran, wenn ich einen Titel schreibe. Aber die Zeiten der riesigen Reichweiten sind vorbei und so muss man schon Interesse an der Kunstform an sich mitbringen, um später nicht zu sehr frustriert zu sein.
Wie geht es mit Kitty, Daisy & Lewis weiter, gibt es Pläne für ein neues Album?
Es wird von außen schon viel nachgefragt und wir haben auch schon die ersten neuen Titel aufgenommen.
Das Rock´n Roll-Leben wird also weitergehen, in ein paar Tagen fliegst Du nach Japan um Dein Solo-Album auf dem renommierten Fuji Rock Festival zu präsentieren. Wenn Du zuhause Zeit hast, wobei entspannst Du?
Am liebsten beim Kochen, das fehlt mir immer besonders ´on the road´.
Text:
Frank Keil Bilder: Dean Chalkley