Die 1985 in Farmington/New Mexico unter dem bürgerlichen Namen geborene Marley Siti Munroe alias Lady Blackbird ist eine US-amerikanische Jazz- und Soul-Sängerin aus Los Angeles. Mit ihrem Debütalbum „Black Acid Soul“ wurde sie 2022 auch in Europa bekannt. Ihr zweites Album „Slang Spirituals“ erschien parallel zu einer Tournee mit Moby im September dieses Jahres bei BMG Rights Management. Es thematisiert unter anderem ihren langen Weg von der Kindheit in einer stark religiös geprägten Familie und Kleinstadt hin zu einer befreiten, starken und queeren Frau, die offen die LGBTQ+-Community unterstützt. Anlässlich ihrer Europa-Tournee mit Daten in Deutschland Ende November/Anfang Dezember baten wir Lady Blackbird zum Interview.
Bist Du in einer musikalischen Familie aufgewachsen und welche Art von Musik hat Dich als Kind und Jugendliche beeinflusst?
Im Alter von vier Jahren entdeckte ich die Plattensammlung meiner Eltern, in der sich unter anderem Alben von Andraé Crouch, von The Doobie Brothers und der Bee Gees befanden. Durch meine Mutter wurde ich zudem auf Künstlerinnen wie Gladys Knight und Roberta Flack aufmerksam. Später kamen viele weitere Sänger und Bands hinzu, die meinen Musikgeschmack und mein Musikverständnis beständig weiterentwickelten.
Du hast von Deinen Anfängen in der Gospel-Szene den Weg hin zu Jazz und Soul gefunden. Gibt es weitere Stile die Dich ansprechen?
Es gibt viel mehr, was zum Teil von mir und meiner Musik geworden ist. Blues, Rock, Big Band-Sound, Rap. Für „Slang Spirituals“ habe ich erneut mit Produzent Chris Seefried zusammengearbeitet. Der Sound ist breiter aufgestellt, bühnentauglicher und schafft Platz für meine intensiven Texte. Das hier, das bin einfach ich: absolut frei, ich akzeptiere mich selbst, ich mache niemandem etwas vor. Und ich glaube, das ist etwas, mit dem sich viele Menschen identifizieren können – schließlich sind wir Menschen doch alle auf der Suche nach uns selbst. Wir alle wollen doch die Fäden selbst in der Hand haben, wollen wieder an den Punkt gelangen, an dem wir einfach nur das ausstrahlen, was wir wirklich sind, ohne uns dafür entschuldigen zu müssen.
Welche Musiker gehören denn aktuell zu deiner Band?
Chris Seefried (Synth, Electric Guitar, Producer, Piano, Acoustic Guitar), Kenneth Crouch (Synth, Piano, Hammond B3), Jon Flaugher (Bass) und Tamir Barzilay (Percussion, Drums).
So wie bei der ersten Auskopplung „Reborn“ und der zweiten Single „Let Not (Your Heart Be Troubled)“, dem Opener des aktuellen Albums, ebenfalls in einem aufwändig inszenierten Video umgesetzt?
Ja, der Titel vertont die lange Suche nach mir selbst. Ein Track, der die gesamte 'Slang Spirituals'-Reise sowohl textlich als auch musikalisch verkörpert. Von den zarten Soul-Anfängen bis hin zum psychedelischen Sternenflug ins Jenseits, es ist die Geschichte, Freiheit in sich selbst zu finden und darüber mit dem Acid-Chor der Liebe zu singen!
Also haben die Lyrics eine ganz besondere Bedeutung für Dich, richtig?
Auf jeden Fall. Egal, ob meine persönliche Geschichte oder Ausgedachtes in meinem Kopf. Ich erzähle eine Geschichte, male ein Bild. Ich liebe es zu schreiben, Persönliches, Fiktion, Sachthemen, Politik. Wenn die Idee oder das Thema in meinem Kopf entstehen, schreibe ich alles auf.
Insgesamt finden sich 11 Stücke auf „Slang Spirituals“. Sicher so eine Art Geburt von elf Kindern, unter denen man eigentlich keines bevorzugen möchte. Neben den Singles gefällt mir das Gospel-lastige „Like A Woman“ und das Psychedelic-Soul-Instrumental „When The Game Is Played On You”. Hast Du einen Lieblingstitel auf dem Album und wenn ja, welchen?
Auf gewisse Art und Weise stimmt das. Ich bin stolz auf alle Stücke, die ich geschrieben habe. Aber „No One Can Love (Like You Do)“ fühlt sich wie ein Klassiker an, den ich für immer singen könnte. Desweiteren „Man On A Boat“ mit Fingerpicking-Sounds sowie „Someday We´ll Be Free“.
In Kürze stehen in den USA die Präsidentschaftswahlen an. Mit welchem Ausgang rechnest Du?
Um ehrlich zu sein, hätte ich 2016 nicht mit einem Wahlsieg von Donald Trump gerechnet. Und ich wähle 2024 in der Hoffnung, dass dieses Land diesen Chaos und diesen Wahnsinn niemals wieder erleben muss. Go Kamala!
Es gibt ja auch die private Lady Blackbird. Wie sammelst Du Kraft um immer wieder kreativ durchzustarten?
Ich bin eigentlich ziemlich langweilig. Der perfekte Tag setzt sich bei mir aus Pyjama, Neflix und chillen zusammen.
Text:
Frank Keil Bilder: Christine
Schwan
Music Hall Worpswede, Worpswede
Sonntag, 01. Dezember 2024 // 20.00
Trabendo, Paris/Frankreich
Freitag 06. Dezember 2024 // 20.00