Kommt ihr beide aus Baden-Württemberg und habt Berlin dann später zu eurer Wahlheimat erklärt?
Johann: Lisa stammt aus St. Ingbert im Saarland und ich bin gebürtiger Berliner. Nach unserer Zeit in Mannheim war klar, wir gehen nach Berlin um dort unsere einzelnen und die gemeinsame Karriere fortzusetzen.
Ihr habt also schon vor und dann neben Louka mit anderen und für andere KünstlerInnen gearbeitet?
Lisa:
Ja, genau. Vor Louka hatten wir schon eine andere, englischsprachige
Band und uns dann 2015 entschlossen auf Deutsch mit Louka neu
durchzustarten. Johann ist Multiinstrumentalist und produziert in
seinem Studio neben Louka weitere KünstlerInnen wie u.a. Paula
Carolina oder Kaffkiez, war mit Lena und Cro auf Tour. Ich habe an
Theaterproduktionen mitgewirkt, schreibe Kindermusik und habe u.a.
schon mit Jeanette Biedermann zusammengearbeitet.
Wie
sieht denn die Aufgabenteilung bei Louka aus, gibt es da eine strikte
Trennung?
Johann: Das Songwriting kommt vorwiegend von Lisa, Melodie, Akkordfolge und die Texte. Dann komme ich meistens dazu und erschließe die Soundwelt. Aber oft treffen wir uns dann im Studio und feilen final gemeinsam an den einzelnen Stücken.
Wie es scheint rückt Louka als Band mehr in den Vordergrund und die Arbeit abseits davon tritt zurück.
Johann: Ja, es gibt monatelange Arbeitsphasen, die entweder Louka oder Fremdprojekten gewidmet sind. Aber Louka ist das Thema mit dem wir uns auch abends noch beschäftigen. Lisa: Louka ist einfach unser Herzthema.
Inwiefern gleichen sich „Lametta“ und „Bis auf Weiteres lebendig“, wo gibt es markante Unterschiede?
Johann: Unser Debüt war deutlich rockiger ausgerichtet, das neue Album ist mehr Pop. Weicher, organischer und orchestraler. Und in textlicher Hinsicht ist Lisa direkter geworden.
Lisa: Ich mag unseren Soundmix aus Alternative Pop, Shoegaze, Cahnson und Film Noir. Ich erzähle von neuen Freiheiten, und tiefempfundener Melancholie, von Selbstbespiegelung und der Sicht auf die Welt um uns herum. Von Veränderung und der Besinnung auf das Wesentliche in einer unberechenbaren Zeit, denn die zahn Titel sind vorwiegend während der Pandemie entstanden. Der Plattentitel stand schon vor Beginn der Aufnahmen fest und gab eine Art Rahmen vor, an dem ich mich textlich orientiert habe.
Geholfen hat dabei auch das unterwegs sein mit Johann und den beiden Kindern, in einer Waldhütte in Oppen und einem Strandhaus in Dänemark.
Habt
ihr den ein oder anderen Lieblingstitel auf dem Album und wenn ja,
was macht das jeweilige Stück so besonders?
Johann: Der eher unkonventionelle Song „Tier“ aufgrund seiner Dynamik und der Produktion. Das unserem Sohn gewidmete Schlaflied „Hallelujah Fritz“.
Lisa: „Nur dein Kopf“. Es war so eine Art Standortbestimmung für das Album und ein Motivationslied für uns und andere Künstler. Und „Stell dir vor“, eine Art Hommage an John Lennon.
Stichwort Videodreh. Daran scheint ihr sehr interessiert, siehe „In meinem Wagen“. Was hat es damit auf sich?
Lisa:
Videos öffnen generell eine weitere Erzählebene und wir haben
gottseidank tolle Leute in unserem Umfeld, die für schmales Geld
qualitativ hochwertige Videos mit uns umsetzen können. „In meinem
Wagen“ enstand unter Federführung
einer ukrainischen Kreativzelle in
Berlin. Im Song, inspiriert durch den
Film „Drive“ mit Ryan Gossling, lassen wir unsere Gedanken auf
einer langen Autofahrt fließen. Das Auto als eigener Kosmos. In
dem alles sich alles irgendwie etwas anders anfühlt und scheint.
Die
Entstehungsgeschichte des Videos ist eine ganz besondere: Vom Krieg
in seiner Heimat Kiew nach Berlin getrieben, trafen der mehrfach
ausgezeichnete Regisseur Igor Stekolenko und wir in der
Kita unserer Kinder aufeinander. Schnell war die Idee geboren
gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Igor vernetzte sich neu mit
anderen ukrainischen Kreativen in Berlin, übernahm das Steuer
unseres Autos und drehte ein wunderbares Kurzfilm-Video zur neuen
Single.
Im September steht eine Deutschland-Tournee auf dem Programm, als Duo oder als Band?
Lisa: Wir sind dann als Quartett unterwegs, die beiden Mitmusiker waren auch an den Aufnahmen zum neuen Album beteiligt. Aber es geht auch als Duo oder Trio.
Johann: Unser älterer Sohn bleibt dann bei Opa und Oma in Berlin, das Mädchen, noch ein Baby, geht mit auf Tournee, dafür kommt die andere Oma als Betreuung mit zu den Shows zwischen Hamburg und der Haupstadt.
Leben entsteht aus dem lebendig sein. Jeder neue Tag gibt uns die Gelegenheit etwas Gutes aus unserem Leben zu machen. Bleibt in diesem Zusammenhang neben Projekten, Louka und zwei Kindern noch Zeit für Hobbies?
Johann: Ehrliche Antwort, ein klares Nein.
Vielen Dank an Lisa und Johann von LOUKA!
Text: Frank Keil
Bilder: Eric Nagel