Marianne Rosenberg


Marianne Rosenberg

Marianne Rosenberg - Musik, Liebe und Freiheit

Musik, Liebe und Freiheit sind die treibenden Kräfte im bewegten Leben der Marianne Rosenberg. Erst recht in ihrem großen Jubiläumsjahr. Am 10. März feierte die Ausnahmesängerin ihren 70. Geburtstag. Vor 55 Jahren startete ihre Karriere mit dem einfühlsamen Song „Mr. Paul McCartney‟. Und ihr Klassiker „Er gehört zu mir‟ wird im April stolze 50 Jahre jung. All diese Meilensteine feiert Marianne Rosenberg mit „Bunter Planet – die Jubiläums-Edition“. Ihr Erfolgsalbum aus dem Jahr 2024 erscheint als Neuauflage – mit sechs neuen Songs, darunter die Neuinterpretation ihres größten Hits „Er gehört zu mir“ mit Conchita Wurst. Ab November 2025 geht Marianne Rosenberg mit „Bunter Planet“ auf Deutschland-Tournee.


Wurde während ihrer Kindheit und Jugend bereits das Interesse an Kunst geweckt und kam es so zu dem Wunsch als Songwriterin und Sängerin aktiv zu werden?

Meine Familie war sehr musikalisch, viele spielten ein Instrument und einige hatten auch eine sehr schöne Stimme. Wir haben oft zusammengesessen und gemeinsam musiziert. Erst waren Caterina Valente und Conny Francis meine Idole, später die tollen Frauen aus der amerikanischen Disco-Welt Diana Ross und Gloria Gaynor. Da entstand in der Tat bei mir der Wunsch, Sängerin und Musikerin zu werden.


1969 gewannen Sie als 14jährige einen Talentwettbewerb in Berlin, 1970 erschien ihre erste erfolgreiche Single „Mr. Paul Mc Cartney“, der weitere Hit-Titel folgten. Wie ordnen Sie rückblickend diese ersten Karriereschritte ein?

Bei dem Talentwettbewerb im „Romanischen Café“ war ich natürlich sehr aufgeregt, dachte aber im Traum nicht daran zu gewinnen. Nun hatte ich einen Schallplattenvertrag, aber es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis die erste Single erscheinen konnte. Joachim Heider, mein damaliger Produzent, glaubte fest an mich und hat sich bei der Plattenfirma dafür engagiert.


Mit „Er gehört zu mir“ schrieben Sie 1975 deutsche Schlagergeschichte. Gab es überhaupt eine reale Person, die im Lied besungen wird?

Ich durfte ja damals meine Songs und Texte noch nicht selber schreiben. Daher gab es für mich auch keine reale Person, die ich damals besungen habe. Aber die vielen tausend und abertausende von Menschen, die das Lied später zu einem großen Hit gemacht haben, hatten ganz sicher eine reale Person im Sinn. Nicht zuletzt gab es in den 80ern und 90ern für die queere Community, die den Song bis heute in den Clubs und auf Partys feiert, die beim Mitsingen sehr wohl an eine reale Person gedacht haben, ohne sich dadurch direkt outen zu müssen. Welche Bedeutung das vor allem für die schwulen Männer hatte, darauf hat mich Conchita Wurst aufmerksam gemacht, mit der ich deshalb auf dem gerade erschienenen Album „Bunter Planet – Die Jubiläums-Edition“ eine ganz besondere und sehr berührende Version zusammen aufgenommen habe.


1976 drehte Kult-Regisseur Rosa von Praunheim eine Dokumentation über Sie, nahm diese ihren Imagewandel (Bruch mit der Schlagerszene, Interesse für NDW, Punk und Rock, politischer Aktivismus) in der auch über ihre familiären Wurzeln aus der Sinti und Roma-Gemeinschaft berichtet wird, bereits vorweg?

Nein. In dem Portrait, das Rosa von Praunheim über mich drehte, stand ich noch voll hinter meinen Discoschlagern im Phillysound. Die Frage nach meiner Herkunft habe ich damals auch nicht beantwortet, ich war damals noch sehr introvertiert, sehr schüchtern.


Ihre musikalische Karriere ging unbeirrt weiter, welche persönlichen Meilensteine würden Sie nennen, wenn Sie sich auf wenige, für Sie bedeutende Alben seit dem Debüt „Fremder Mann“ (1971) bis „Bunter Planet (2024) beschränken müssen?

Ein ganz besonderer Meilenstein war mein Nr.1-Album „Im Namen der Liebe“, das Anfang 2020 erschienen ist. Bei den Songs ging es nicht nur um die Liebe zwischen zwei Menschen, sondern auch um Respekt, Toleranz und um den liebevollen Umgang mit allen Menschen, gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung. „Hass hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist ein Zitat aus dem Titelsong. Das aktuelle Album „Bunter Planet“ schließt hier nahtlos an.


Sie haben im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Auszeichnungen erhalten, was bedeuten Ihnen diese?

Das kann ich so pauschal nicht sagen. Ich habe auch keine Vitrine mit den Preisen und Auszeichnungen. In dem Moment der Verleihung ist es manchmal eine Bestätigung, aber es ist für mich kein Maß. Hätte ich nie eine Auszeichnung bekommen, hätte ich wohl trotzdem alles so gemacht, wie ich es gefühlt und gewollt habe.


Vor Kurzem erschien die Jubiläums-Edition von „Bunter Planet“ (MR 70, „Er gehört zu mir“ 50), was macht diese Neuauflage so besonders?

Das sind vor allem die Duette mit den Kolleginnen und Kollegen, inspiriert durch die TV-Show „Sing meinen Schlager“, in der die anderen Künstler meine Songs neu interpretiert haben. Das hat mich sehr gerührt und das war der Grund, warum ich diese Duette jetzt aufnehmen wollte.


Haben Sie den ein oder anderen Jubiläumstitel auf dem Album und wenn ja, warum?

Musik, Liebe und Freiheit waren immer die treibenden Kräfte ihrer künstlerischen Karriere. Machen Sie so lange weiter, wie es ihre Gesundheit zulässt, oder planen Sie eher einen würdevollen Abschied, den der ein oder andere Kollege/die ein oder andere Kollegin verpasst haben?

Nun ja, ein Jubiläum ist ja, dass „Er gehört zu mir“ gerade 50 Jahre alt geworden ist. Und gebührender als mit der wunderschönen Duett-Version mit Conchita Wurst kann man das nicht feiern. Auch das Video zu diesem Song hat eine ungeheure Kraft und Intensität. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich den Song noch mal neu aufnehme, aber Conchitas Interpretation hat mich umgehauen und die Zusammenarbeit mit ihr war ein Geschenk.

Es gibt immer neue Herausforderungen und immer wieder neue Begegnungen, die mir die Freude und die Kraft geben, weiter Musik zu machen. Und dann ist da ja auch noch mein Publikum, auf das ich mich jetzt auf meiner Tour im kommenden November ganz besonders freue. Wie kann ich aufhören, wenn es so wunderbare Reaktionen gibt auf meine Musik, auf meine letzten Alben, auf das, was ich mir ausgedacht habe. Ich liebe, was ich tue, kein Mensch sollte mit dem aufhören, was er liebt.


Neben der Künstlerin gibt es auch die private Marianne Rosenberg. Wobei entspannen sie, welche Hobbies lassen ihnen Freiräume abseits der Musik?

Mein Privatleben ist nicht wirklich spektakulär. Mal genieße ich einen freien Tag auf der Couch, unterbrochen nur von den ausgedehnten Waldspaziergängen mit meiner Hündin „Shiva“, mal freue ich mich auf ein gutes Essen begleitet von einem Glas Rotwein, mal treffe ich Freunde oder Freundinnen zum Quatschen, mal gehe ich ins Theater, in Konzerte…

Alles nichts Besonderes, aber all das ist trotzdem wichtig für mich, um für ein paar Stunden zu entspannen.


Text: Frank Keil Bilder: Sandra Ludewig/Ben Wolf

rosenberg.de