Patrice


Patrice

Patrice: Unabhängige Roots Musik

Bis heute ist es vor allem sein unverkennbarer Gesangsstil, der einen sofort in den Bann zieht. Die Rede ist von Patrice, dem 1979 in Köln geborenen Songwriter, Sänger und Musiker. Als Sohn deutsch-afrikanischer Eltern wuchs er nach dem Tode seines Vaters zeitweise in einem Internat am Bodensee auf, wo er auch Abitur machte. Seine Liebe zu Reggae und Hip Hop prägte maßgeblich das Debüt „Ancient Spirit“ (2000). Aktuell veröffentlicht er mit „9“ sein neuntes Album, auf dem der zweifache Vater erneut Jazz, Soul, Funk mit Hip Hop und der Musik Jamaikas mischt.



Als Kind und Jugendlicher waren Kerpen-Brüggen und Salem Deine Heimat. Wo lebst Du heute?

Auf Jamaika, wo ich seit 2016 quasi ein Studio mit Selbstversorger-Hintergrund aufbaue. Ich war vor allem während der Covid-19-Zeit dort. Mein Partner ist Jamaikaner und die örtliche Community ist in das noch nicht fertige Projekt eingebunden. Dann in Berlin sowie in Paris.


Seit „Ancient Spirit“ bist Du ein musikalischer Grenzgänger. Mit stilistischen Schwerpunkten?

Zunächst Reggae und Hip Hop. Ich denke nicht in Schubladen und schere mich bis heute nicht um Genre. Durch das Gitarrenspiel war Rock und Pop auch wichtig. Musik kommt aus mir heraus und wird durch meine Stimme zusammengehalten.


In Deutschland erscheint Deine Musik auf dem eigenen Label Supow Music mit Vertrieb durch Universal Music, in Frankreich auf Because Music.

Das ist richtig. Aber das Label ist auch offen für andere KünstlerInnen. Selah Sue, deren Debüt in Frankreich mehrfach ausgezeichnet wurde, ist eine davon. Var, Mitglied der Reggae-Veteranen von Inna De Yard wird demnächst auf dem Label erscheinen.

Mit „9“ veröffentlichst Du Anfang November Dein neuntes Studioalbum. Welche Bedeutung kommt der Zahl 9 zu?

Es gibt verschiedene Ebenen um das Album zu lesen. Meinen Geburtstag, die Anzahl von Studioalben, die Geburt nach 9 Monaten Schwangerschaft, die Zahl an sich und viele mehr. Und die 9 steht für Vollkommenheit.


Wo würdest Du das Album in Deiner bisherigen Diskografie einordnen, welchen Stellenwert nimmt es ein? Welche anderen Alben waren Meilensteine für Dich?

Ich ordne nicht gerne ein, sehe mich selber mit einem anderen Blick als Außenstehende. Was reine Chartplatzierungen angeht, war zum Beispiel „Nile“ aus dem Jahr 2005 das bisher erfolgreichste, auch wegen der Single „Soulstorm“. Und im Hinblick auf die Zahlensymbolik würde ich die Alben 3, 6 und 9 als wichtigste Veröffentlichungen nennen, also „Nile“, „One“ (2010) und „9“.


Wo, mit wem und über welchen Zeitraum hinweg wurde „9“ aufgenommen?

Für „9“ habe ich mir sieben Jahre Zeit gelassen um die Aufnahmen zu beenden. „Life´s Blood“ erschien ja bereits 2016, „Super“ nur als Best Of-LP in Frankreich. Es geht beim Machen für mich mehr darum, ein neues, herausforderndes Level zu erreichen, egal wie lange es dann dauert. Mit diesem Bewusstsein sind viel mehr Songs entstanden, als letztlich auf „9“ gelandet sind. Ein Laptop und ein gutes Mikrophon ist auch unterwegs immer zur Hand. Die Endauswahl haben dann zwei befreundete Produzenten mit mir innerhalb von einer Woche fertiggestellt.

Hast Du den ein oder anderen Lieblingstitel auf dem neuen Album?

Die bereits im September ausgekoppelte erste Single „Sun is out“ entwickelt sich gerade sehr gut. Dann „Stamina“, „Such is love“, „Celebrate“ und „Sentinel“. Das ist dann eine eher formatgebundene Marketing-Reihenfolge. Und ich mag, wie das Album mit „Become who you are“ anfängt.

Live-Shows waren immer wichtig für Dich. Brauchst Du den direkten Kontakt zum Publikum, wie aktuell auf Deiner Frankreich-Tournee?

Neue Stücke zu präsentieren ist immer spannend. Wie werden sie von alten und neuen Fans aufgenommen? Ein herausfordernder Spagat. Natürlich bin ich dankbar, für die treue Fanbase in Frankreich, denn das Album erscheint ja erst am 03. November.


Wo liegt der Unterschied zwischen Band-Shows und den Akustik-Shows wie den Sunrise- und Full Moon-Konzerten?

Diese Akustik-Shows sind Alleingänge mit Gitarre, zunächst nur für Sonnenaufgänge geplant. Zur Show auf dem französischen Vulkan Puy de Dôme in der Auvergne kamen 3.000 BesucherInnen. Aber auch das letzte Full Moon-Set in Bad Neuenahr war unglaublich, voll schön. Alleine zu spielen ist für mich definitiv einfacher als mit Band.

Du stehst seit Beginn Deiner Karriere für kulturelle Vielfalt. Gibt es Projekte/NGO´s, die Du aktive unterstützt?

Ich bin kein politischer Künstler, aber politisch als Privatperson. Ich engagiere mich primär durch meine Musik und belehre das Publikum nicht. Nehmen sie von einem Konzert etwas mit, um so besser. Reine Spenden finde ich da weniger geeignet, eher Mikrokredite, mit denen Leute in ärmeren Ländern ihre eigenen Ideen anschieben können.


Es gibt auch einen privaten Patrice. Wie erholst Du Dich, wie bekommst Du Abstand vom Musikbusiness?

Ich liebe meinen kreativen Job und alleine zu sein, mich zu bilden, zu reisen und Musik zu mache. Das ist Luxus, für den ich dankbar bin.



Vielen Dank an Patrice!

Text: Frank Keil
Bilder: Foli Creppy, Universal Music, Marco Klahold

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