P.P. Arnold


P.P. Arnold

P.P. Arnold - First Lady des Soul

Die 1946 in Los Angeles geborene Patricia Ann Cole, besser bekannt als P.P. Arnold ist eine weltweite bekannte Soul-Sängerin. Nach ihrem Comeback-Album „The New Adventures of …P.P. Arnold” (Ear Music, 2019) legt sie jetzt ein Live-Album nach, dass allerdings auch schon 2019 eingespielt wurde. „Live in Liverpool“ (Ear Music) gibt mit 18 Tracks einen guten Überblick über große Teile ihrer illustren Karriere seit den 1960er Jahren. Die mittlerweile 78jährige Legende hat auch neue Shows angekündigt, zunächst allerdings nur in ihrer Wahlheimat, in England und in Spanien. Dort sind für Dezember insgesamt acht Shows bestätigt. Zusammen lassen wir ihre außergewöhnliche Karriere Revue passieren.


Du stammst aus einer musikalischen Familie und bist früh mit Musik in Berührung gekommen. Welche war das?

Ja, ich stamme aus einer Familie von Gospel-Musikern, aber auch Blues, Jazz und Pop waren präsent. Zu unseren Favoriten zählten unter anderem Mahalia Jackson, Ray Charles, Sam Cooke, Aretha Franklin, Nat King Cole, Billie Holiday und Ella Fitzgerald. Später entdeckte ich Pop, Balladen, Doo Wop, Phillie Sounds, Motown und Stax.


Durch die Zusammenarbeit mit Maxine Smith und Gloria Scott als The Ikettes (Backing-Band für Ike & Tina Turner) bist Du von den USA nach England gekommen. Welche Rolle spielten die Rolling Stones, Mick Jagger und später The Small Faces für Deine Karriere?

Mit der Promotion für den Ike & Tina Turner-Hit „River Deep Mountain High” ging es los, dann folgte der Support für die Rolling Stones 1966. Mick Jagger ermutigte mich in England zu bleiben und bei Immediate Records, dem Label von Stones-Manager Andrew Oldham zu unterschreiben. Andrew hat die meisten Stücke des Debüts „The First Lady of Immediate“ produziert, auch Mick war involviert. Die Small Faces hatten auch einen Vertrag bei Immediate und haben auf meiner ersten Single „Everything´s Gonna Be Alright“ gespielt, später waren meine Band und sie gemeinsam auf Tournee, auch bei der Beat Club-TV-Show in Bremen. Steve und Ronnie schrieben und produzierten „If You Think You´re Groovy“ für mich und ich sang Backing-Vocals auf ihren Hits „Itchycoo Park“ und „Tin Soldier“.


Welches Deiner zahlreichen Alben siehst Du als Meilenstein Deiner Karriere und warum?

Die ersten beiden auf Immediate, „The First Lady of Immediate“ (1967) und „Kafunta“ (1968), die mittlerweile als Vinyl/CD auf Charly Records wiederveröffentlicht wurden. Das dritte Album „The Turning Tide“, u.a. produziert von Barry Gibb, aufgenommen 1968-1971, aber erst 2017 veröffentlicht. Über 50 Jahre habe ich für die Rechte daran gekämpft. Dann „The New Adventures of …P.P. Arnold”, produziert von Steve Craddock (Ocean Colour Scene, Paul Weller), das erste Solo-Album seit 1968.


Über all die Jahre hast Du unter anderem mit Stars wie The Who, David Bowie, Eric Capton, Paul Weller und Ocean Colour Scene gearbeitet. Entstanden dabei auch richtige Freundschaften?

Auf jeden Fall, aber einige dieser Personen sind schon verstorben. Musiker wie Steve Cradock und Paul Weller, den Fotograf Gered Mankowitz, Madeline Bell und die Flirtations aus den USA zähle ich ebenso dazu.


Dein Weg führte Dich von Los Angeles nach London, zurück in die USA und wieder nach England, wo lebst Du heute?

Ich kehrte Mitte der 1970er Jahre mit meinen Kindern in die USA zurück, aber als meine Tochter 1977 bei einem Autounfall verstarb, bin ich erst 1983 nach England zurückgekehrt. Später lebte ich 21 Jahre in Südspanien und muss seit dem Brexit zwischen London und dort pendeln.


The New Adventures of … P.P. Arnold” festigte Deinen Ruf als Legende, ein Meisterwerk zwischen Soul, Gospel und Funk. Hattest Du mit dieser exzellenten Rückmeldung durch Fans, Medien und Musikindustrie gerechnet?

Im Musikgeschäft ist alles möglich. Aber ich bin ein ´true soul survivor´, denke immer positiv und freue mich über den großen Zuspruch. Steve Cradock hat eine tolle Produktion abgeliefert, es war unglaublich mit ihm zu arbeiten. Auch in punkto Live-Show, wie man jetzt auf „Live in Liverpool“ nachhören kann. Er hat die beste Show der Tournee perfekt auf LP/CD in Szene gesetzt. Ich würde mich sehr freuen mit meiner Band auch wieder in Deutschland aufzutreten.


Welche Stücke gehören nach über 60 Jahren im Showbusiness zu deinen Lieblingstiteln?

„Auf jeden Fall „The First Cut Is The Deepest”. Selbst Autor Cat Stevens bezeichnet sie als ultimative Version, lange bevor sich Rod Stewart und andere KünstlerInnen daran versucht haben. „Angel Of Morning“ von Chip Taylor und „Eleanor Rigby“, der Lennon/McCartney-Klassiker.


Bleibt abschließend die Frage nach der privaten Person P.P. Arnold. Wird es so langsam Zeit in Rente zu gehen?

Nein, wie schon gesagt, ich liebe es mich immer wieder den Herausforderungen, den Höhen und Tiefen meiner Karriere zu stellen. Ich meditiere, betreibe Pilates und schwimme gerne. Auch gesunde Ernährung ist mir wichtig. In Spanien gehe ich gerne spazieren, in den Bergen und am Meer. Für die „Soul Survivor“- und „Live In Liverpool“-Shows habe ich Autobiografisches beigetragen, Fotos und Videoprojektionen. Da gibt es zukünftig noch viel mehr aufzuschreiben, auch das kreative Schreiben habe ich für mich entdeckt. Also: ´No rest fort he blessed´!


Text: Frank Keil Bilder: Gered Mankowitz Copyright Bowstir Ltd.

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