Als äußerst erfolgreiche Künstler seid ihr mit Sicherheit finanziell gut durch die Covid-19-Pandemie gekommen. Wie bewertest Du die Kulturhilfen durch die Bundesregierung? Vor allem Newcomer und kleine Clubs standen zwischen 2020 – 2022 vor großen Problemen.
Strate: Popmusik wird in Deutschland stiefmütterlicher behandelt als Klassik. Popmusik ist ja auch bei der GEMA Unterhaltungsmusik und Klassik dagegen Ernste Musik. Das stimmte auch schon vor der Covid-19-Pandemie nicht. Gut, dass es die Solo-Selbständigen-Hilfen gab, aber um uns herum hatten tatsächlich viele Probleme.
„Neu erzählen“, euer bis dato letztes Album stammt aus dem Oktober 2021. Wie ordnest Du es heute mit zeitlichem Abstand in die lange Reihe der Revolverheld-Veröffentlichungen ein?
Es war ein Potpourri von Songs, die vor und während Covid-19 entstanden sind. Unser jeweiliges Zuhause ist in den Vordergrund gerückt und wir alle haben dort Parts aufgenommen, die am Ende flexibel zusammengeführt wurden. Es war ja ein Album an dem mehrere Produzenten, Philipp Steinke, Lukas Hillebrand, Martin Johnson sowie Robin Grubert, beteiligt waren. Einen neue Erfahrung, die gezeigt hat es geht, aber die Kollegen im Studio zu treffen, hat schon gefehlt.
Welche Titel gehören noch immer zu Deinen Favoriten auf dem Album?
Auf jeden Fall der Titelsong „Neu erzählen“ und das zweite Stück „Leichter“, beide werden auch im Sommer im Programm sein.
Mit „Die Einzigen“ wurde im Juni 2022 eine Zusammenarbeit zwischen Revolverheld und Jennifer Haben als Single veröffentlicht. Jennifer ist Frontfrau der Symphonic-Metal-Band Beyond the Black. Wie kam es dazu?
Ich habe bereits
beim Schreiben festgestellt, dass der Titel sehr düster wird. Eher
kein typischer Revolverheld-Song abseits von Radio und TV. Wir kamen
dann auf Jenny, die den Song sofort verstanden hat. Wir haben dann
„Die Einzigen“ auch einge Male live mit ihr gespielt. Sie ist
einfach eine tolle Sängerin.
2010 brachte die Band mit „Halt dich an mir fest“ einen Song mit der tschechischen Frontsängerin der Band Die Happy, Marta Jandová, heraus, bis heute eines der schönsten Revolverheld-Stücke wie ich finde. Hast Du noch Kontakt zu ihr?
Ja, wir haben sie im letzten Jahr in Prag besucht und waren mit ihr und ihrer Tochter unterwegs. Mein Sohn war ganz verliebt in die Tochter, sie haben fast das gleiche Alter. Im Sommer kommen Marta und ihre Tochter nach Hamburg und die beiden Kinder werden wohl einen gemeinsamen Segelkurs machen. Marta und wir haben auch im letzten Jahr zusammen am Brandenbruger Tor in Berlin beim Charity-Konzert „Sound of Peace“ gesungen. Bis heute ein sehr emotionaler Moment für uns alle.
Habt ihr bereits mit ersten Aufnahmen neuer Stücke begonnen? Gibt es einen Fahrplan bis zur nächsten Album-Veröffentlichung?
Ja,
wir sind in der Tat schon ein wenig im Studio aktiv um an neuen
Titeln zu arbeiten. Die nächste Platte wird definitiv anders werden
als alles, was wir bisher gemacht haben. Weiter kann ich noch nicht
darüber sprechen. Die Veröffentlichung ist aber für 2024 geplant.
Du hast 2011 mit „Die Zeichen stehen auf Sturm“ ein Soloalbum eingespielt. Hast Du danach nochmals an eine Fortsetzung gedacht?
Ab und an habe ich einige Gedanken daran verschwendet, aber aktuell bin ich einfach mit vielen anderen Sachen beschäftigt. Die kommenden Festivals, mein Podcast „Zuckerbrot und Kneipe“. Dann habe ich ja auch noch zusammen mit dem Klassik-Pianisten Sebastian Knauer das Klassik-/Pop-Duo Knauer & Strate.
Von Juli bis September spielt ihr eine Reihe namhafter Open Air-Shows in Deutschland. Was können alte und neue Fans dort von euch erwarten?
Im Winter setzten wir uns in der Regel zusammen und überlegen, was wir live noch nicht gemacht haben. Neues zu finden ist bei 21 Jahren Bandhistorie nicht leicht. Aber dieses Jahr folgen wir auf der Bühne einem neuen, sehr persönlichem Konzept, das überraschen wird.
Ihr engagiert euch abseits der Konzertbühne für den WWF, Warchild, Seawatch und das SOS Kinderdorf in eurer Heimatstadt Hamburg. Gibt es dabei Wertigkeiten?
Das stimmt, aber Wertigkeiten haben wir nicht. Mit Viva con Agua arbeiten wir zum Beispiel schon seit 15 Jahren und haben ca. 250.000 Becher auf unseren Shows gesammelt. Ich selber bin in Worpswede in den SOS Kinderdorf-Kindergarten gegangen und deshalb bedeutet mir diese Anteilnahme besonders viel. Für die Unterstützung des Hamburger Familienzentrum wurden wir gerade von der Zeitschrift BRAVO ausgezeichnet. Der Preis steht jetzt in einer Vitrine im Eingangsbereich des Kinderdorfs.
Neben Revolverheld gibt es auch den privaten Johannes Strate. Du lebst mit der Schauspielerin Anna Angelina Wolfers zusammen, ihr habt einen 10jährigen Sohn. Wie verbringst Du Deine knappe Freizeit, wobei kannst Du Dich am besten erholen?
Reisen können wir als Familie schon länger eher in den Schulferien. Und da mein Sohn sehr sportbegeistert ist, bin ich diesbezüglich viel mit ihm aktiv. Als Familie sind wir aber sowieso sehr eng beieinander.
Stichwort Ausland. Ein wichtiges Thema außerhalb der DACH-Region für euch?
Nein, nicht wirklich. Es ist halt ab und an ein schöner Ausflug wenn wir zum Bespiel von einer Kultureinrichtung in die Türkei oder nach China eingeladen werden.
Vielen Dank an Johannes Strate!
Text: Frank Keil
Bilder: Simon Stöckl
www.revolverheld.de