Musik für Eisenstube und Ostseeurlaub! Der Wahlberliner Roger Baptist alias Rummelsnuff genießt Kultstatus. Seine umfangreiche Diskografie ergänzt er in Zusammenarbeit mit Maat Asbach aktuell um das 7. Studioalbum „Seeadler“ auf LP/MC/CD. Darauf bleiben sie der ´Strommusikliedermacherei´ treu, einem humorvollen Mix aus Elektro mit Beifang aus Punk und Pop.
Du bist 1966 in Großenhain geboren und stammst aus einem musikalischen Elternhaus. Inwieweit hat dies Deine Kindheit/Jugend in der DDR künstlerisch geprägt?
In beiden Großelternhäusern des kleinen Rummelsnuff stand immer ein Klavier und auch diverse andere verfügbare Instrumente wurden vom Buben malträtiert, wenn mal keiner aufpasste. Ab dem Alter von neun Jahren wurde er dann zur Musikschule geschickt, um mit dem Fagott ein Instrument richtig zu erlernen und auch in die Weiten der Musiktheorie eingeführt zu werden. Direkt vom Unterricht wurde er bereits nach kurzer Zeit dem Pionierblasorchester und später sogar dem Gemeinschaftsorchester (für Erwachsene!) zugeteilt, was schon mal einen Einblick in Zusammenspiel und Arrangement schuf.
Kein Mitleid, Freunde der Italienischen Oper, Automatic Noir und dann Rummelsnuff. Wann und wie bist Du auf diesen Namen für Deine weitere Künstlerkarriere gekommen?
Der Name Rummelsnuff entstand aus wilden Blödeleien mit einem skandinavischen Künstler kurz nach der Jahrtausendwende und der Name kam pünktlich zur Wiederaufnahme öffentlicher musikalischer Tätigkeit.
Du bist ausgebildeter Trainer für Kraftsportarten und hast in Berlin lange Jahre als Berghain-Türsteher gearbeitet. Seit wann konntest Du diese beiden Jobs für die Musik aufgeben?
Rummelsnuff hat beim DDR-Gewichtheber Wolfgang Kolditz einen Trainerschein für Kraftdreikampf und die drei enthaltenen Disziplinen, sowie Bodybuilding abgelegt. Die Türsteherei hat er bis etwa 2015 betrieben. Schon vorher zeichneten sich Terminüberschneidungen des Türstehers mit dem Liedersänger Rummelsnuff ab, da die geschäftigsten Tage für Türsteher als auch für Bühnendarsteller der Freitag und der Samstag sind.
Stilistisch bist Du dem Genre Elektropunk/Elektropop seit Deinem Debüt „Halt Durch!“ (2008) nahezu treu geblieben. Welche Deiner Alben siehst Du selber bis heute als Meilensteine an?
Jedes Album ein Stein. Die Schwergewichtigsten der Lieder jedes Albums werden im ständigen Programm live dargeboten. Bei den Konzerten hören wir also immer einen Querschnitt durch drei Jahrzehnte.
Fest an Deiner Seite ist Maat Christian Asbach. Welche Rolle kam ihm beim aktuellen Album „Seeadler“ zu?
Der Maat ist eigentlich viel mehr als nur ein Maat. Er sieht sofort, an welchen Stellen er eingreifen muss, er spürt, wann der Käpt’n starke Hände und Köpfchen braucht. Und natürlich eine kräftige, harmonische Stimme, die in der Welt der extravaganten Popmusik ihresgleichen sucht und sich optimal mit des Käptn´s Seefahrerreibeisen ergänzt. Für sehr wichtig hält der Käpt’n seine Ratschläge und Inspirationen zu entstehenden Werken. Der Maat hat unter anderem auf dem „Seeadler“ bewirkt, dass ein Lied über Milo Barus (1906-1977), den ´stärksten Mann der Welt´, der zwischen 1951 und 1976 in Thüringen lebte, entstand.
Gibt es eine Art ´Roten Faden´ der „Seeadler“ zusammenhält und hast Du den ein oder anderen Lieblingstitel auf der Produktion?
Der Adler kreist erst überm Wasser und findet sich auf der zweiten Seite der Schallplatte im Tanzsalon wieder. Alles, was Rummelsnuff & Asbachs Werk ausmacht, thematisch als auch musikalisch, vom Shantywalzer bis zum dunklen Elektro, findet auf dieser Platte statt und die Abfolge ist wohlkalkuliert. Der Pokal fürs eigene Lieblingslied wandert stetig. Vom Maat weiß der Käpt’n, dass er „Bohrmilch“ sehr feiert, dieser mag tanzbare Musik ... oder J.S. Bach.
Maritime Themen begleiten Deine Karriere bis heute. Verbringst Du Deine Urlaube am liebsten am Meer?
Der Käpt’n ist sehr viel in den deutschsprechenden Landen unterwegs, und das muss er auch sein. Er freut sich eher mal über recht viele zusammenhängende Tage OHNE Reisetätigkeit, auf dem Rummelhof verharrend. Und er lässt das Meer über seine Musikmachmaschine plätschern. Und in eure Gehörgänge.
Zu älteren Hits wie „Bratwurstzange“ oder „Eiorschägge“ wurden eingängige Videos gedreht, ebenso zu den aktuellen Hits „Surströmming“ und „Bohrmilch“. Ein Metier, das Dir mindestens ebenso wichtig ist wie Aufnahmen und Live-Auftritte?
Das Auge hört mit. Man möchte doch wissen, wie die Figuren zu den Stimmen aussehen und was sie so umtreibt. Obendrein hat der Käpt’n gerade feststellen, dass er nicht mal singen muss, um gesehen zu werden. Seine filmischen Ernährungsvorschläge (nicht nur) für Pumper erfreuen sich in Youtube ebenfalls einiger Beliebtheit.
Dein Merchandise hast Du über die Jahre hinweg ebenso perfektioniert, bis hin zu den wunderbaren Figuren aus unterschiedlichen Materialien. Was sind denn die Shop-Bestseller?
Vielen Dank für die Frage. Der Ed im Netzladen (netzladen.info) frohlockt derzeit am meisten zum Verkauf von Tassen. Trinkgefäßen aus Emailleblech oder Porzellan mit immer wieder neuen, teils sehr klassisch anmutenden Motiven, die sich der Käpt’n selber ersinnt. Ganz vorne waren zuletzt zwei Zwiebelmustertassen nach Meißner Vorbild, ganz wie aus Omas Küche, demnächst kommt noch „Bohrmilch“ im industriellen Stil. Und auch wieder sehr historisch das Motiv „Dresden“ mit Käpt’n als August, der Starke auf dem Pferd. Das Modell erscheint im Vorfeld des Dresdner Konzertes am 22.11.2025.
Wer wird Dich bei den kommenden Shows auf der Bühne begleiten, gibt es mittlerweile eine feste Live-Band?
Jawoll, das sind wie immer Käpt’n und Maat, und wenn es etwas größer sein darf, ist Bernd Butz am Akkordeon dabei, der auch maßgeblich am Album mitgewirkt hat. Und die Strommusikspieldose selbstverständlich. Käpt’n dankt und sacht: Ahoi!
Text:
Frank Keil Bilder: Manfred Ramspott, lippstadt, Tobias Walprecht,
Rummelsnuff
rummeslnuff.com