Welche Bands haben Dich als Kind und Jugendlichen inspiriert und den Entschluss reifenlassen selber Musiker zu werden?
MICK HUCKNALL: Die Beatles und die Rolling Stones sowie David Bowie, vor allem dank des Albums „Ziggy Stardust“ aus dem Jahr 1972. Als Teenager habe ich Zeitungen ausgetragen und von dem Geld samstags viele Tamla Motown-Singles gekauft.
Vor der Musik hast Du aber ein Studium absolviert, wo und welches?
Fünf Jahre Kunstgeschichte an der Manchester Metropolitan University.
Mit Deiner ersten Band den Frantic Elevators, die bis 1983 Bestand hatten, hast Du aber noch andere Musik gespielt als später mit Simply Red?
Ja, Punk und New Wave, aber das war uns musikalisch zu limitiert und wir wollten uns weiterentwickeln.
Hat euch der gewaltige Erfolg des ersten Simply Red-Albums „Picture Book“ (1985) mit Welt-Hits wie „Holding Back The Years“ und „Money's Too Tight (To Mention)” selber ein wenig überrascht?
Es waren aufregende Zeiten, einfach unglaublich und überraschend. Danach waren wir ja fast vier bis fünf Jahre ununterbrochen auf Tournee.
Bis heute blickst Du auf eine sehr umfangreiche Diskografie zurück, welche Alben Deiner langjährigen Karriere würdest Du als Meilensteine bezeichnen?
Das Debüt „Picture Book“, „A New Flame” (1989), “Stars” (1991) und “Home” (2003), ein million-seller, den ich independent veröffentlicht hatte.
2007 wurde Deine Tochter geboren und Du hast mit Simply Red pausiert um Dich intensiv um die Familie zu kümmern. Es blieb aber Zeit für das erste Soloalbum „Tribute To Bobby“ (Bobby Bland) und für Auftritte mit den wiedergegründeten Faces. Was hat es damit auf sich?
Die Faces gingen 1969 aus den Small Faces hervor und hatten für 2009 eine Reunion angekündigt. Ihr Sänger Rod Stewart musste aber absagen und so übernahm ich als Fan von Gitarrist Ron Wood 2010 und 2011 bei einigen Festivals gerne den Gesang.
Kommen wir auf das neue Studioalbum „Time“ zu sprechen. Wann ist es entstanden?
Ich habe die Stücke während des Lockdowns geschrieben. Die Tracks zwischen dem Opener „Better With You“ und „Earth In A Lonely Space” reflektieren meinen Standpunkt, meine Emotionen und meine Sicht auf die Welt zu dieser Zeit. Es gab ja genügend Zeit sich intensiv auf die Texte zu konzentrieren. Daher habe ich auch keinen klaren Favoriten auf dem Album, für mich sind alle Stücke von gleicher Bedeutung. Aber „Just Like You“ mit seinen beiden Parts mag ich doch besonders gern.
Mit dem bekannten Produzenten Andy Wright hattest Du bereits zuvor gearbeitet. Wieviel von ihm steckt in „Time“?
Sein Input ist sehr groß. Während ich mich vorwiegend um Songwriting und Arrangements kümmere, ist er für Instrumente, Sounds und Technik zuständig. Und er hat sich auch um die Musiker gekümmert, auf die er aus seiner "bubble" zugreifen konnte.
Im Sommer stehen diverse Shows auf dem Programm. Am 05. Juni die einmalige Show im Londoner O2 Shepherd's Bush Empire, den Juli über werdet ihr vor allem in Deutschland auf Tournee sein. Wie wird dann das Simply Red-Programm aussehen?
Ich versuche immer das Beste zu geben, eine Setliste zu erstellen, die mir, uns und dem Publikum Freude macht. Die Balance muss dabei stimmen, aus altem und neuem Material.
In diesem Jahr bleibt Manchester United ohne Titel. Ist Deine Liebe zu diesem Verein ungebrochen?
Ich habe sie auch geliebt und unterstützt als sie in der zweithöchsten englischen Liga gespielt haben, also warum sollte sich dies ändern?
Die Liste Deiner internationalen Auszeichnungen ist lang, darunter einige Brit Awards. Was bedeuten Dir diese Ehrungen?
Sie sind mir nicht so wichtig. Die Besucher unserer Shows bedeuten mir mehr. Sie nehmen oft Schwierigkeiten auf sich, um Simply Red zu sehen. Das ist die schönste Auszeichnung die ich bekomme, ihre Unterstützung.
Vielen Dank an Mick Hucknall!
Text: Frank Keil
Bilder: Dean Chalkey