Svalbard


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Svalbard: Fetischisierte Musikerinnen

Sängerin, Gitarristin und Texterin Serena Cherry ist für den Black Metal-Anteil in der englischen Band Svalbard verantwortlich. Im letzten Jahr unterschrieb das Quartett bei Nuclear Blast Records, Ende Februar erschien die Single „Eternal Spirits“. Am 18. Oktober werden Svalbard in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen gastieren. Grund genug, mit Serena zu sprechen.

Welche Musiker:innen hast Du als Jugendliche bewundert?

Der Grund, warum ich ein Instrument lernte, war Joey Jordison von Slipknot. Ich fing als Zwölfjährige mit dem Schlagzeug an. Joey war so cool und unglaublich talentiert; er brachte mich zum Metal. Als Songschreiber und Texter verehre ich Tuomas Holopainen von Nightwish. Ein Genie! Ich war als Teenanger Fan und bin es auch heute, 20 Jahre später, noch. Seine Musik birgt so viele Emotionen.

Eure Musik wird gemeinhin als Mix aus Post-Hardcore und Black Metal umschrieben. Trifft das noch zu?

Eigentlich haben wir uns nie einem bestimmten Genre zugehörig gefühlt, weil wir viele verschiedene Elemente in unseren Songs haben. Ich habe zum Beispiel mit Hardcore gar nichts am Hut und komme aus der Black Metal-Szene. Liam (Phelan, Gitarrist) bringt die Hardcore-Einflüsse mit. Unser letztes Album „When I Die, Will I Get Better“ aus dem Jahr 2020 kann man wohl am besten als Post-Metal bezeichnen. Der Begriff lässt sowieso viel Deutungsspielraum zu.

Im letzten Jahr kam es zu dem Nuclear Blast-Deal. Ging damit ein Traum in Erfüllung oder kam damit auch der Druck, abliefern zu müssen?

(lacht) Es ist definitiv traumhaft und aufregend. Viele meiner Lieblingsbands sind dort. Beim Songschreiben spüren wir schon etwas Stress, weil wir unser Label keinesfalls enttäuschen wollen.

Wie werden die neuen Songs klingen?

Ich kann nur so viel verraten: Direkter und mit komplexeren Metal-Parts. Der Kontrast zwischen hell und dunkel beziehungsweise zwischen Euphorie und Düsternis ist diesmal noch größer. Zugleich ist es die düsterste und depressivste Musik, die wir bis dato geschrieben haben.

Ich las in einem Interview, dass Du die Behandlung von Musikerinnen anprangerst - etwa auf Tour nie eine eigene Umkleide zu haben. Wie oft fühlst Du Dich falsch behandelt oder nicht ernst genommen?

Ich befürchte, Musikerinnen werden gerne fetischisiert. Ihr Aussehen steht im Vordergrund, nicht ihr Können. Als wir zuletzt mit Cult Of Luna tourten, ließ die Security jeden aus meiner Band rein, wies mich aber ab. Sie gingen nicht davon aus, dass ich dazugehöre. Es sind solche kleinen Dinge, die frustrieren. Andererseits macht es mir Spaß, ihnen allen zu zeigen, was ich draufhabe.

Also gibt es trotz #MeToo noch einiges zu tun?

Oh ja. Aber ich registriere auch erste Verbesserungen. Vor zehn Jahren war ich auf Festivals die einzige Musikerin. Heutzutage gibt es deutlich mehr Musikerinnen. Großartig.

Vielen Dank an Serena Cherry!
Das komplette Interview gab es in der Sendung „Tipps4Hits“ auf radio.popscene.club.

Text: Kai Florian Becker
Foto: Fenn


svalbard.bandcamp.com