The Horrors


The Horrors

The Horrors - Wie man Garage Rock zukunftsfähig macht

Die britische Garage Rock-Band The Horrors wurde 2005 in Southend-on-Sea gegründet und debütierte 2007 mit ihrem Album „Strange House“. Vier weitere Longplayer folgten und nach personeller Umbesetzung starten unser Gesprächspartner, Sänger Faris Badwan und Bassist Rhys Webb mit Keyboarderin Amelia Kidd und Schlagzeuger Jordan Cook zum 20. Band-Jubiläum mit „Night Life“ (21. März, Fiction Records), aufgenommen zwischen Los Angeles und London, erneut durch. Als musikalische Vorboten gab es bereits die vier Singles „Lotus Eater“, „Trial by Fire“, „The Silence that Remains“ und „More than Life” zu hören.


2025 gibt es The Horrors bereits seit 20 Jahren. Wie feiert man dieses besondere Jubiläum?

Indem wir eines unserer besten Alben herausbringen.


War Garage Rock die gemeinsame Schnittmenge aller fünf Bandmitglieder zu Zeiten der Bandgründung? Und wie würdest du die musikalische Entwicklung der Band in Bezug auf Genre und Musikstil beschreiben?

Ja, am Anfang war es vor allem eine Mischung aus 60er Garage/Psych und No Wave der späten 70er wie James Chance & the Contortions. Und jetzt ist der rote Faden wahrscheinlich mehr britische elektronische Musik wie Burial und mehr Punk wie PiL.


Welche Rolle hat Chris Cunningham am Anfang eurer Karriere gespielt, der das Video zu „Sheena Is a Parasite“ (mit Samantha Morton) drehte?

Ich habe durch das zweite Album „Primary Colours“ viel von Chris gelernt und war über die Jahre hinweg ein enger Freund von ihm. Wir haben ihn wiedergesehen, als wir „Night Life“ in L.A. aufgenommen haben. Er war schon immer jemand, dessen Meinung ich schätze, und ich denke, abgesehen vom Sound hat er mir viele Ratschläge gegeben, was die Stimmführung und -muster angeht, die Art und Weise, wie die Texte fließen... wir haben zusammen einige Demos geschrieben, vielleicht werden wir sie eines Tages fertigstellen.


Wie würdest du die Entwicklung der Studioarbeit von „Strange House“ (2007) zu „V“ (2017) beschreiben?

„Strange House“ ist spontan, es ist eine Band, die lernt, Musik auf eine instinktive Art und Weise zu machen. Es gab nicht viel Zeit zum Experimentieren. „V“ ist wohl überlegter, aber es ist auch eine Gruppe von Leuten, die am Ende einer gewissen Zeitspanne steht. Rhys und ich haben auf „V“ angefangen, mehr als Duo zu schreiben.


Euer ständiger Erfolg führte zu ausgedehnten Tourneen außerhalb Großbritanniens. Welche Reiseziele habt ihr besucht und welche sind immer noch erinnerungswürdig?

Ich liebe es, zu touren, So viele Länder und Kulturen zu besuchen, ist eines der besten Dinge, die man in einer Band erleben kann. So wie das eine Mal, als wir in einem Dorfgemeinschaftshaus in Bandung, Indonesien, gespielt haben, bewacht von 20 Sicherheitsleuten mit Maschinengewehren. Oder als ich in einer Arena in Tokio über die Menge spazierte. Manchmal erinnere ich mich daran, wie verrückt es ist, dass Menschen, die so weit weg sind, unsere Musik gehört und geliebt/gehasst haben.


Wann haben sich Rhys und Du von den drei anderen Gründungsmitgliedern getrennt und sich mit Amelia und Jordan zu einer neuen Besetzung vereint?

Das ist nicht wirklich so passiert. Es war eher eine allmähliche Veränderung, weil die drei Leute ihr Leben auf andere Art und Weise leben wollten.


Wie lange hat es gedauert, „Night Life“ aufzunehmen? Ist es eine totale Bandzusammenarbeit oder gibt es ein Mastermind, der das fertige Songwriting und die Musik entwickelt hat?

Rhys und ich haben den Großteil des Albums geschrieben und sechs Wochen lang in L.A. aufgenommen, dann noch ein paar Wochen in London. Wir haben keine bestimmte Arbeitsweise, an die wir uns halten.


Wie wichtig sind die Texte? Reine Unterhaltung, eine Art Infotainment oder kritische Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Politik?

Alles davon, irgendetwas davon? Das ist ein bisschen wie die Frage: „Wie wichtig ist das Schlagzeug?“ Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich schreibe eher über Gefühle als über sachliche Beobachtungen.


Ihr habt mit dem Produzenten Yves Rothman gearbeitet, welche Rolle hat er gespielt? In welchem Studio seid ihr gewesen?

Yves versteht die Banddynamik und war großartig darin, die ganze Sache zusammen zu bringen. Er war während des Prozesses einfach Teil der Gruppe - er spielte Sachen ein, hatte Ideen, schlug Kollaborateure vor... wir nahmen im ´Bungalow at Sunset Sound L.A.´ und ´Holy Mountain´ in London auf.


Mit neun Tracks scheint das Album auf den Punkt gebracht zu sein. Hast Du bestimmte Lieblingstitel?

“The Feeling is Gone” und “The Silence that Remains”,


Nach vielen ausverkauften UK-Terminen zu Jahresbeginn nun die Frage: Wird es dieses Jahr auch Shows in Deutschland geben?

Ja, natürlich.


Screaming Lord Sutch starb 1999, Screamin' Jay Hawkins nur ein Jahr später. Hat jeder aus der Band sie vorher als Fan noch kennengelernt?

Nein, haben wir nicht. Unser größtes Bedauern als Band ist, dass wir The Cramps nicht als Support unterstützen konnten, als sie uns 2006 gefragt haben. Da waren wir selber auf Tournee.


Text: Frank Keil 

Bilder: Sarah Piantadosi

thehorrors.co.uk