Haben Deine Eltern, beide professionell als Sängerin/Sänger aktiv, Deine Entscheidung für das Musikbusiness gefördert?
Um ehrlich zu sein, wollte ich noch als Jugendliche in der australischen Armee Karriere machen. Ich hatte aber immer wieder gut bezahlte Auftritte in Einkaufszentren und Gaststätten und sang fest in einem russischen Restaurant. Dort kam ich vor allem mit World Music in Kontakt. Da haben mich dann MarJac Productions entdeckt und unter Vertrag genommen. So bin ich dann nicht zur Army gegangen.
1999 warst Du 18 Jahre alt, als Deine Karriere mit den Single-Hits „Have A Look“ und „Absolutely Everybody“ begann. Mit „The Power“ ging es bereits um die Welt und die Olympiade-Auftritte sorgten für weltweite Medien-Präsenz. Wie siehst Du das im Rückblick?
Es war der Auftakt zu wirklich verrückten Zeiten und zu meiner umfangreichen Diskografie. Reisen, Interviews, Shows, Studioaufnahmen. Mir blieb wenig Zeit für ein normales Leben. Aber ich spürte erstaunlich wenig Erfolgsdruck, denn ich habe an das geglaubt und das gemacht, mit dem ich mich wohlfühlte. Und so habe ich später ganz natürlich meine Liebe zu Gospel- und Soul-Musik ausgebaut und gefördert, was 2022 im siebten Studioalbum „City Of Angels“ mündete. Vveröffentlicht auf meinem eigenen Label Scream Louder Records. Nach Covid-19 war es an der Zeit eigene, selbstbestimmte Wege zu gehen, die ich bereits 2020 mit „The Blacklisted Collection“ eingeschlagen hatte. Darauf enthalten sind Songs, die zuvor alle von Major-Labels abgelehnt worden waren.
Du hast 2016 einen Sohn bekommen und ein Jahr später Deinen Lebensgefährten Rod Busby geheiratet. Nimmt Familie einen hohen Stellenwert für Dich ein?
Einen hohen, auch wenn ich nach wie vor viel unterwegs bin. Mein Sohn ist jetzt in der Schule und dies hat einiges verändert. Aber ich freue mich darauf ihn in den Ferien mit auf Reisen um die Welt zu nehmen.
Kommen wir auf Dave Stewart zu sprechen. Der Brite ist bis heute weltweit als Komponist, Musiker und Produzent erfolgreich, seit den 1980er Jahren vor allem als Mitglied der Eurythmics. Nach gemeinsamen Alben u.a. mit Mick Jagger und Ringo Starr jetzt also ein Album mit Dir. Wie lange kennt ihr Euch schon und wie kam es zu „Memphis Love“?
Ich spielte 2012 einige Shows auf der ´Dave Stewart & Friends´-Tour und wir freundeten uns an. Da war auch immer meine Liebe zu Gospel Musik ein Gesprächsthema. Und unsere Freundschaft wurde immer intensiver, familiär. Auf seinem Album „Lucky Numbers“ (2013) war ich dann als Gast dabei. Ein Jahr später lud er mich zum Tribut-Event „The Beatles – 50th Anniversary at the Hollywood Bowl” ein. Später arbeiteten wir an weiteren gemeinsamen Stücken und trafen wie 2017 bei seiner Arbeit mit meinem australischen Kollegen Jon Stevens zusammen. So entstanden seit 2016, zuletzt im Dezember 2022 auf den Bahamas zahlreiche gemeinsame Stücke mit unterschiedlichsten Ausgangslagen, von denen wir jetzt zehn für „Memphis Love“ ausgewählt haben.
Was für eine Botschaft vermitteln die vielfältigen Blues- und Soul-lastigen Stücke zwischen „Wolf“ und „What Do I Get“?
Für mich jeweils eine sehr persönliche, die über reine Unterhaltung hinaus bei dem Hörer/der Hörerin wirken kann.
Es fällt Dir sicher nicht ganz leicht so kurz nach Fertigstellung des Albums den ein oder anderen Favoriten zu nennen. Aber ich frage dennoch nach einem Lieblingstitel.
Auf jeden Fall zunächst mal die aktuelle Single „Wolf“, zu der wir auch ein intensives, mitreißendes Musikvideo gedreht haben. Das Zusammenspiel von Rhythmus, Spannung und Tempo passt, der Titel ´groovt´ wirklich extrem. Ansonsten kommt es auf meine Stimmung an und den Ort, wo die Performance stattfindet. Im Moment gehören auch „Serious“ und „Don´t Judge Me“ zu meinen Favoriten.
Die Musiker tragen sicherlich auch zu dem starken Klangerlebnis auf „Memphis Love“ bei, oder?
Auf jeden Fall. Die haben so viel Emotionen und Power in meiner Stimme geweckt, schon alleine, weil einige von ihnen bereits mit Al Green gearbeitet haben. Auch das Studio hat seinen Anteil am Erfolg, denn die Sessions in den Willie Mitchell´s Royal Studios in Memphis, Tennesse waren etwas ganz Besonderes für mich. Und nicht zuletzt der Tennessee Mass Choir, der für eine ganz besondere Art der Zusammenarbeit steht, es war aufregend mit 50 Leuten zu singen.
Es scheint, als ob wir es mit einem weiteren Karrierehöhepunkt von Dir zu tun haben. Werden wir Dich mit diesen Stücken auch in Deutschland live erleben können?
Ja, wir arbeiten bereits an einer Tournee, die 2024 stattfinden soll. Ich habe nur gute Erinnerungen an Deutschland und liebe es wirklich dort zu sein. Ich freue mich daher ganz besonders auf diese Shows.
Vielen Dank an Vanessa Amorosi!
Text: Frank Keil
Bilder: Tyler Lee Aubrey