Xmal Deutschland


Xmal Deutschland

Xmal Deutschland- Dank Republikflucht zur großen Karriere


Die seit 1980 aktiven Xmal Deutschland, wurden in Hamburg als reines Frauen-Quintett gegründet. Ihr Mix aus New Wave, Post Punk und Gothic Rock ist bis heute unverwechselbar. Die Band veröffentlichte bis 1989 zahlreiche Singles, EP´s sowie vier Alben. Besonders im Ausland feierten sie große Erfolge und tourten weltweit. Anlässlich der Veröffentlichung der Dreifach-LP/Doppel-CD „Gift – The 4AD Years“ (4AD/Beggars Group) am 09. Mai sprachen wir mit der 1958 geborenen Sängerin Anja Huwe, die auch als Malerin aktiv ist und ließen gemeinsam die Geschichte der Band Revue passieren.


Mit welcher Musik bist Du aufgewachsen, welche Band, welche KünstlerInnen haben Dich inspiriert selber Musik zu machen?

Ich habe sehr früh angefangen Musik zu hören, die nicht meinem Alter entsprach, so wie z.B. Led Zeppelin. Später kamen dann Patti Smith und Iggy Pop hinzu und dann geriet ich mit The Cure, Joy Division und den Psychedelic Furs, The Clash und The Lurkers in den Punk-Bann.


Als Du X-mal Deutschland 1980 in Hamburg gegründet hast, wart ihr zunächst ein rein weibliches Quintett, Bass und Schlagzeug aber bereits 1981/82 in männlicher Hand. War der Girl Group-Gedanke sowieso nur rein zufällig? Und besteht heute noch Kontakt zwischen Dir und den anderen Gründerfrauen?

Es war reiner Zufall, fünf Frauen, die sich auf Konzerten kennengelernt haben und sich gut verstanden. Als Rita Simonsen 1981 ging und Wolfgang Ellerbrock den Bass übernahm war das für alle völlig in Ordnung. Er musste sich dann eher rechtfertigen, warum er bis 1983 mit vier Mädels auf der Bühne stand. Jetzt, mit meinem Lebensmittelpunkt in Hamburg, habe ich losen Kontakt zu Rita, Fiona (Sangster, Keyboards), Caro (May, Schlagzeug) und Manuela (Rickers, Gitarre), mit der ich ja auch mein Album „Codes“ 2024 eingespielt habe.


Die ersten drei Singles „Schwarze Welt/Großstadtindianer“ 1981, „Incubus Succubus“ 1982, beide auf dem Hamburger Kult-Label Zick Zack veröffentlicht sowie „Qual“ auf dem britischen Label 4AD, gelten heute als Alternative-Klassiker. Wie ordnest Du diese Titel mit dem Abstand von mehr als 40 Jahren ein?

Dass wir zunächst auf Deutsch gesungen haben, war damals ja eher ungewöhnlich. Aber da wir auf keinen Fall zur Neuen Deutschen Welle gezählt werden wollten, sind wir nach England gegangen. Und aus dem Bauch heraus wurde Englisch zu einem Stilmittel für mich.


Eure Diskografie umfasst zwischen 1983 und 1989 bis zur Bandauflösung vier Alben angefangen beim Debüt „Fetisch“ (4AD) über „Tocsin“ (4AD) und „Viva“ (eXile) bis hin zu „Devils“ (Metronome). Welches ist rückblickend die wichtigste LP/CD oder gibt es da keine maßgeblichen Unterschiede für Dich?

Ich kann die Entwicklung eher an Songs als an Alben festmachen, weil ich einzelne davon immer noch spiele. Aber zeitgemäß und ´elektronisiert´. Da habe ich Favoriten aus verschiedenen Perioden, wie z.B. „Mondlicht“ und „Geheimnis“, die fühle ich einfach und habe eine spezielle Verbindung zu ihnen.


Nach dem Album „Devils“ (1989) spielte die Band Anfang der 1990er Jahre noch Shows, löste sich dann aber endgültig auf. Welche Gründe gab es dafür?

Das Album wurde nicht mehr mit der gesamten Band eingespielt, sondern nach der Trennung machten Wolfgang und ich weiter und spielten es mit Frank Z. (Abwärts, 2024 verstorben) sowie Henry Staroste und Curt Cress ein. Da das Album nur in Deutschland und Kanada veröffentlicht wurde, ohne kreative Freiheit unsererseits, floppte es. Heute wird es von Fans anders bewertet und es ist sogar eine Wiederveröffentlichung geplant, ebenso wie von „Viva“.


Neben der Musik hast Du Deine Leidenschaft für die Malerei ausgelebt und 2005 erstmalig in New York ausgestellt. Malst Du bis heute und wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?

Farbe und Musik bilden für mich eine Ebene. Synästhesie, verschiedene Sinneseindrücke vermischen sich zu einer Wahrnehmung. Ich arbeite nach wie vor mit Punkten, Kreisen und Schriften, habe sogar Persisch gelernt. Ich verkaufe, aber habe mich nie fest einer Galerie angeschlossen. Ich möchte frei sein, auch wenn ich dadurch weniger Geld habe.


Zurück zur Musik und „Codes“ Deinem Soloalbum aus dem Jahr 2024. Was gibt es darüber zu berichten?

Ich habe es zusammen mit Mona Mur, einer früheren Weggefährtin, in Berlin aufgenommen, unterstützt von Manuela. Es wurde auf dem US-Indie-Label Sacred Bones Records veröffentlicht. Damit sind wir auch schon live aufgetreten, in den Haag und Paris, weitere Shows werden folgen. Als Band mit Mona, weiteren MusikerInnen wie Olaf Boqwist (Mutter), aber ohne Manuela, die nicht mehr auf der Bühne steht. Da werden auch Xmal Deutschland-Titel in moderner Form gespielt, das Verhältnis ist so in etwa 2/3 zu 1/3. Und die ganzen Shows wurde sehr euphorisch aufgenommen.


Sacred Bones Records (u.a. David Lynch, Psychic TV, Alan Vega) haben letztes Jahr unter „Early Singles 1981-1982“ acht deutsche Stücke als LP wiederveröffentlicht. Gelungen?

Ja, mit „Schwarze Welt“, Incubus Succubus“ und „Allein“ einer Live-Aufnahme vom Nosferatu Festival in Kopenhagen 1982. Diese ersten Singles sollten aber in eigentlich in die 4AD-Box, aber da zogen sich die Verhandlungen so lange hin, dass Fiona und ich SBR vorher den Zuschlag gaben.


Und jetzt noch die 3xLP „Gift“: The 4 AD Years“ bei der Beggars Group, zu der 4AD gehören. Was wird da genau wiederveröffentlicht?

Die beiden Alben „Fetisch“ und „Tocsin“ sowie die korrespondierenden EP-Tracks. Eine Zeitspanne die zum Mythos Xmal Deutschland beigetragen hat. Da waren wir sehr involviert, auch beim Artwork.


Neben der öffentlichen gibt es auch eine private Anja Huwe. Wie und womit entspannst Du von der Kunst?

Ich mache morgens jeden Tag Sport, arbeite danach kreativ. Ansonsten schaue ich mir gerne Kunst an und reise viel.


Text: Frank Keil Bilder: Chris Garnham, Mick Mercer


[INFOBOX]

anjahuwe.com